Die indische Reiseagentur Sita stellt für den Reisekonzern Kuoni das Reiseprogramm in Indien zusammen. Vor mittlerweile drei Jahren hat Kuoni sich zu seiner unternehmerischen Sorgfaltspflicht bekannt und beschlossen, entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Menschenrechte einzuhalten. Teil dieses Engagements sind sogenannte Wirkungsanalysen zu Tourismus und Menschenrechten in ausgewählten Destinationen. Kuonis sorgfältige Untersuchung der Destination Indien wurde im Juni publiziert und zeigt, dass in Kerala der Backwaters-Tourismus zwar neue Jobs und Infrastruktur bringt, gleichzeitig aber auch neue Probleme schafft.
Jetzt hat Kuoni-Partnerunternehmerin Sita mit der Publikation einer Broschüre zur Sensibilisierung von Backwaters-TouristInnen reagiert. Darin werden die Gäste aufgefordert, beim Fotografieren Rücksicht auf die AnwohnerInnen zu nehmen und die lokalen Religionen, Traditionen und Sitten zu respektieren. TouristInnen sollten anständig mit den Angestellten auf den Booten umgehen, Energie und Wasser sparen und keinen Abfall liegen lassen sowie ungebührliches Verhalten gegenüber Kindern melden. Bettelnden Kindern solle weder Geld noch Süssigkeiten gegeben sowie generell offen und mit ein paar gelernten Worten Malayalam gereist werden. Die Broschüre ist ansprechend gestaltet und spricht wichtige Kritikpunkte an, insbesondere die Klage der AnwohnerInnen, wegen der vielen Hausboote keine Privatsphäre mehr zu haben.
Der riesige Zuwachs von Hausbooten und der Bauboom von Hotels in den Backwaters und an der Küste Keralas haben gemäss Kuoni-Wirkungsanalyse nachteilige Folgen für die Umwelt, die Wasserqualität und damit die Lebensgrundlagen und Lebensqualität (Privatsphäre) der AnwohnerInnen, während die Lebenshaltungskosten laufend steigen. Die Arbeitsbedingungen auf den oft ohne Zulassung operierenden Hausbooten sind prekär und es gibt kaum Ausbildungsprogramme. Zudem bieten sich den lokalen Fischern und Bäuerinnen kaum Möglichkeiten, die touristischen Betriebe zu beliefern.
Die Sensibilisierung der Reisenden ist ein guter erster Schritt für die Verbesserung der Situation der Lokalbevölkerung, deren Menschenrechte vom Backwaters-Tourismus in Kerala betroffen sind.