Jede Schule, jeder Gemeinschaftsraum, jedes Hausdach und jeder Balkon kann zu einem Garten umfunktioniert werden. Und heimische Märkte, kurze Wege, Bauernmärkte, Genossenschaften und eine von der Gemeinschaft getragene Landwirtschaft sind Alternativen zum globalen Wirtschaften. Wir brauchen sie, um eine Wende von der Globalisierung zur Lokalisierung einzuleiten.
Aber wieso sollten wir etwas ändern? Weil wir uns in einer globalen Krise befinden. Es ist erstens die Krise knapper werdender Ressourcen, zweitens die Krise von Klimachaos und Klimaveränderungen, drittens die Wirtschaftskrise, in der Menschen Arbeitslosigkeit und die freie Verfügbarkeit ihrer Arbeitskraft droht und viertens die Krise der Demokratie, in der Menschen nicht in der Lage sind, die Produktions- und Konsumsysteme zu gestalten. Diese Krisen entspringen einem bestimmten Verständnis von Wirtschaft und einem bestimmten Produktions- und Konsummuster. 
Die erste falsche Annahme ist, dass Produktion mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessen werden kann. Wenn man dahingegen nur das produziert, was man selbst verbraucht, produziert man überhaupt nichts. Arbeit und Produktion zum Selbstverbrauch sowie der lokale Konsum verschwinden demnach künstlich aus der Statistik. Obwohl sich Frauen um die Betreuung und das Wohl der Familie kümmern und so einen Grossteil der Arbeit übernehmen, heisst es oft, Frauen würden nicht arbeiten. Obwohl der Grossteil der weltweit konsumierten Nahrungsmittel von kleinen Bauernhöfen der Dritten Welt stammt, zählt diese Nahrungsmittelproduktion nicht, weil sie keine Warenproduktion darstellt.

Werden Menschen durch Chemie und Maschinen ersetzt, gilt das als "produktiv"

Die zweite Begriffsverzerrung ist die der "Produktivität". Im wirtschaftlichen Kontext wird Produktivität als Verhältnis von Output zu Input definiert. Das heisst, es wird ein Mass für den Zusammenhang von Produktionsertrag und Einsatzmenge errechnet. Die industrielle Landwirtschaft verbraucht beispielsweise zehn Einheiten Input, um eine Einheit Nahrung zu produzieren, und verzeichnet damit eine negative Produktivität. Ressourcenintensive Produktion sollte demnach eigentlich unproduktiv sein. Dennoch wird sie als produktiv und effizient bezeichnet, weil die verwendeten natürlichen Ressourcen nicht mitgerechnet werden; weder Umweltverschmutzung durch Kunstdünger und Pestizide noch Treibhausgase werden berücksichtigt. Die industrielle Landwirtschaft ist weltweit für 40 Prozent der klimaverändernden Treibhausgase verantwortlich. Die einzige Einheit, die jedoch zur Berechnung der Produktivität zählt, ist die Arbeitskraft. Je mehr Menschen also durch Chemikalien und Maschinen aus der Landwirtschaft und der Nahrungskette abgezogen werden, umso "produktiver" wird der Nahrungsmittelsektor auf künstliche Weise. Produktivität bedeutet Arbeitsproduktivität. Wenn Regierungen die industrielle Landwirtschaft nicht bezuschussen und der Steuerzahler in den OECD-Ländern sie nicht mit 400 Millionen US-Dollar subventionieren würde, wäre dieses hochgradig unproduktive, verschwenderische und nicht nachhaltige System nicht überlebensfähig. 
Der dritte Irrglaube ist jener der wirtschaftlichen Globalisierung und der Kommerzialisierung von Saatgut, Boden und Nahrung. International gehandelt werden sollte das, was wir lokal nicht produzieren können. Doch im Namen des "Freihandels" sind wir heute gezwungen, Nahrungsmittel aus grosser Entfernung zu importieren und so das Klima, die Erwerbsquellen und die Gesundheit von Menschen zu zerstören. Der grosse Landraub in Afrika durch ausländische Investoren ist ein Aspekt, doch es geht auch um den Verlust der biologischen und kulturellen Vielfalt von Landwirtschaft und Nahrung. Hinzu kommt das Verschwinden kleiner Bauern und familieneigener Bauernhöfe.

Die Lehre vom Haushalt und desser Regelung

Betrachtet man Ökologie und Ökonomie als wortverwandte Begriffe, so ergibt sich ein anderes Verständnis von Wirtschaft. Das altgriechische Wort "Oikos" bedeutet "Haus" beziehungsweise "Haushalt" und im weiteren Sinn auch "Land" oder "Planet". Die Ökologie ist die Lehre vom Haushalt. Die Ökonomie wiederum ist die Regelung des Haushalts. Die Ökologie lehrt uns, dass Ressourcen und Umweltverschmutzung ihre Grenzen haben. Sie zeigt uns, dass die Erneuerbarkeit von Ressourcen auf der Bewahrung essenzieller ökologischer Kreisläufe von Nährstoffen und Wasser beruht. In der Natur gibt es keine Verschwendung. Eine Ökonomie, die diese ökologischen Grundregeln beachtet, verlangt eine Produktion mit verringerter Ressourcennutzung. Dazu gehören auch kurze Wege zwischen Herstellung und Verbrauch. Eine Verschwendung von Ressourcen müsste bestenfalls ganz vermieden werden. Alles, was lokal und dezentral hergestellt werden kann, sollte auch vor Ort produziert werden.
Heutzutage ist die Ökonomie jedoch von ihren Ursprüngen im Wort "Oikos" abgekommen. Die Folge sind Zerstörung und Ausbeutung der erneuerbaren und nicht erneuerbaren Ressourcen des Planeten und deren Verschwendung. Der schlimmste Auswuchs ist die Verschmutzung der Erdatmosphäre und die Destabilisierung der Klimasysteme. Hinzu kommt die Zerstörung von Arbeit in der lokalen Wirtschaft, steigende Arbeitslosigkeit und die freie Verfügbarkeit der Arbeitskraft vieler.

Ein ethischer, gerechter, nachhaltiger Entwurf ist möglich

Wenn wir einen Paradigmenwechsel von Globalisierung hin zu Lokalisierung fordern, so bedeutet dies keineswegs eine Abschaffung des internationalen Handels. Vielmehr sollte das Lokale Vorrang vor dem Globalen haben, um einen Ausweg aus der globalen Krise zu finden. Dies bedeutet eine Entkommerzialisierung von Nahrungsmitteln und das Wiedereinfordern unserer Nahrungsmittel als Existenzgrundlage, Identitätsmerkmal und Menschenrecht. Es bedeutet, die Landwirtschaft von den Bestimmungen der Welthandelsorganisation auszunehmen und sie nach den Prinzipien der Nahrungsmittelhoheit zu regeln. Es bedeutet, Akteure, die bereits die Bilanzen der Investmentfirmen mit "toxischen Papieren" vergiftet haben, aus unserer Nahrungsmittelproduktion herauszuhalten, um zu verhindern, dass sie die Ernährungswirtschaft genauso zu Fall bringen wie die Finanzwirtschaft. Es bedeutet, den Landraub zu stoppen und zu verhindern, dass die Nahrungsmittel der Armen zum Treibstoff der Autos der Reichen werden. Es bedeutet die Besinnung darauf, dass gewissermassen alles Nahrung ist, dass wir sind, was wir essen, und dass auf biologischer Ebene eine gerechte Verteilung von Nahrungsmitteln ein ökologischer Imperativ ist. Als biologische Wesen haben wir alle gleich grossen Anteil an den Ressourcen der Erde und an ihrem Potenzial, alle Menschen mit Nahrung zu versorgen. Der Raub von Saatgut, Land und Nahrungsmitteln verletzt den ethnischen und ökologischen Entwurf unseres Menschseins. Absichtlich erzeugter Hunger ist unmoralisch, ungerecht und nicht nachhaltig. Wir sind imstande, zu einem besseren Entwurf überzugehen, der ethisch, gerecht und nachhaltig ist.