21 Kinder und 12 erwachsene Frauen aus dem Volke der Padaung sind in Burma gekidnappt und in einem «Menschenzoo» nahe Chiang Mai im Norden Thailands gefangen gehalten worden, wo sie während 18 Monaten den TouristInnen als Fotoattraktion vorgeführt wurden. Die Padaung, eine zur ethnischen Minderheit der Karenni gehörende Volksgruppe, pflegen die Tradition, einigen auserwählten Mädchen von Kindheit an den Hals mit Schmuckringen zu verlängern. Als «Giraffen-Frauen» werden bereits seit Jahren Padaung-Frauen, die oft aus politi-schen Gründen nach Thailand geflüchtet waren, vor ausländischen Reisenden zur Schau gestellt und als besonders exotische Attraktion vermarktet. Auch die 33 Padaung waren unter dem Verdacht, mit aufständischen Rebellen zu sympathisieren, von der burmesischen Armee aus ihren Heimstätten in den Kayah Hills vertrieben worden und dem Versprechen von Schleppern zum Opfer gefallen, dass sie über die Grenze nach Thailand in Flüchtlingslager gebracht würden. Doch statt im Flüchtlingscamp endete die Reise im «Menschenzoo», wo sie unter prekärsten Umständen eingesperrt und von «Security guards» bewacht vor Touristengruppen als Fotosujet posieren mussten. Wer einen Fluchtversuch wagte, wurde hart bestraft und verprügelt. Für die Kinder gab es keine Schule, medizinische Versorgung war nicht vorhanden, als Entgelt erhielten die Padaung nur knappe Rationen von Reis und Öl, und dies auch nur bei Wohlverhalten. Die Ordnungskräfte, die im März 1998 auf direkte Verfügung des thailändischen Premiers Chuan Leekpai die Frauen und Kinder befreiten, bezeichneten das Camp als eine Art Konzentrationslager. Die thailändische Regierung war durch Berichte, die in London publiziert worden waren, auf die dramatische Lage der Padaung aufmerksam geworden. Aufgedeckt wurde
die skandalöse Geschichte der gefangenen Padaung dank dem Video eines engagierten Touristen, das die Identifizierung der durch die FlüchtlingsbetreuerInnen bereits als verschollen gemeldeten Frauen und Kinder erlaubte. Die Kinderrechtsaktivistin Sudarat Sereewat, Leiterin der thailändischen Koalition von Kinderschutzorganisationen, und ein Mitglied der
parlamentarischen Menschenrechtskommission haben die Aufdeckung des «Menschenzoos» vorangetrieben, indem sie ausländischen Medienschaffenden die Recherchierarbeit erleichterten. Bei der Räumung des «Menschenzoos» wurden die beiden Geschäftsleute verhaftet, die offenbar hinter dem Menschenhandel standen. Die Anklageschrift wurde im September verfasst,
genaueres wird nun das Gerichtsverfahren zutage bringen, das auf den 17. November 1998 angesetzt ist. Die 33 befreiten Padaung haben vorübergehend in einem Flüchtlingscamp nahe der Grenze zu Burma Aufnahme gefunden. Ihr Schicksal ist ungewiss, noch droht ihnen die Rückschaffung nach Burma, wo sie als SympathisantInnen der Aufständischen verfolgt werden. Gleichzeitig aber vermarktet die offizielle Tourismuswerbung Burmas Padaung-Frauen auf ihrer Website im Internet als exotische Attraktion.

Bangkok Post 13.9.1998; New Frontiers September-October 1998; AkT&E-KUNA 3/1996 und 4/1995/cp