Wofür steht Khulumani?
Khulumani steht für eine alle einschliessende, gerechte Gesellschaft ein, welche die Würde der Menschen, die durch die Apartheid Schaden erlitten, wieder herstellt in einem Prozess der aus Opfern GewinnerInnen macht.

Wie bist du selbst Mitglied von Khulumani geworden?
Ich war zusammen mit meiner Familie selbst ein Opfer von Apartheidgewalt. Ich wollte meine Situation verändern und Reparationen erhalten. Ich wollte aber auch mich selbst und mein Leben verbessern, denn eine Existenz als Opfer verunmöglicht ein normales Leben. Es geht mir aber auch darum, dass das Geschehene in der Gegenwart präsent bleibt. Denn um unsere Zukunft aufzubauen, müssen wir die Vergangenheit kennen, müssen wir wissen, woher wir kommen.

Welche Position bekleidest du in Khulumani?
Bei meinem Beitritt war ich ein einfaches Mitglied. Ich fand es schwierig über meine Erlebnisse und Gefühle zusprechen. Dazu braucht es jemanden, der gut zuhören kann. Ich habe nur wenig Schulbildung und habe erst in den Workshops von Khulumani Englisch sprechen gelernt. Heute bin ich die nationale Koordinatorin von Khulumani. Wir wollen als aktive Bürgerinnen und Bürger auftreten. Deshalb verfolgen wir das Geschehen im Parlament, informieren uns über Gesetzesvorlagen und bilden uns eine Meinung darüber, was wir als richtig bzw. als falsch ansehen. Wir kämpfen für die Transformation Südafrikas und für die Beseitigung der Armut. Diese Leute wissen nicht, wie schmerzhaft Armut sein kann. Ich werde mich mein ganzes Lebens lang für Gerechtigkeit einsetzen. Khulumani wacht darüber, dass das Unrecht der Apartheid-Vergangenheit beseitigt wird.

Wie setzt sich Khulumani für diese Ziele ein?
Wir beginnen mit der Information und Ausbildung unserer Mitglieder. Dann zeigen wir die verschiedenen Mittel auf, zum Beispiel wie wir im Dialog mit Entscheidungsträgern unsere Forderungen vorbringen können. Wir setzen aber auch andere Methoden ein, wie Versammlungen, Kampagnen, Schreiben von Memoranden, Kundgebungen, Empfehlungen usw.

Khulumani hat Anfang Juni in Johannesburg einen nationalen Workshop durch. Worum ging es bei diesem Workshop?
Die VertreterInnen der Provinzen berichteten über ihre Arbeit. Darüber hinaus diskutierten wir, welche Haltung von Khulumani zum Verhandlungsangebot von General Motors einnehmen soll. GM ist eine der transnationalen Unternehmen, die Khulumani zur Zahlung von  Reparationen verklagt hat, weil sie mit ihrer Art der Geschäftstätigkeit direkte Beihilfe zu schweren Menschenrechtsverletzungen während der Apartheid leisteten. GM scheint jetzt als erstes Unternehmen eine aussergerichtliche Einigung mit den klagenden Opfern anzustreben.

Was ist bei dieser Diskussion herausgekommen?
Die Mitglieder von Khulumani freuen sich über die Nachricht, dass GM damit den Schmerz akzeptiert, den sie unseren Mitgliedern zugefügt haben. Das ist ein erster Schritt. Wir haben lange diskutiert und uns schliesslich darauf geeinigt, sie zu treffen um zu hören was sie zu sagen haben. Sie müssen für den angerichteten Schaden zahlen. Wir wollen ihnen helfen, damit sie in Zukunft nicht mehr in Menschenrechtsverletzungen verwickelt werden, wir wollen sie erziehen und ihnen zeigen, wie sie verhindern können, dass ihr Ruf zu Schaden kommt.

Wie steht es mit den anderen beklagten Unternehmen? Warten sie ab, welche Resultate der Testlauf mit GM erzielt?
Khulumani ist sich der internationalen Bedeutung eines Urteils in Sachen Beihilfe zu schweren Menschenrechtsverletzungen bei den Apartheidklagen bewusst. Wir haben auch die anderen Unternehmen im Blickfeld. GM hat Probleme mit Verkäufen in Südafrika – ihr Ruf hat Schaden genommen. Es ist ihnen bewusst geworden, dass der Prozess sie teuer zu stehen kommt. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass arme Leute wie die Khulumani Klagenden einen so langen Atem haben. Wir werden den nächsten Schritt entscheiden, wenn wir wissen, was GM uns anzubieten hat.

Welche anderen Themen wurden noch behandelt?
Khulumani setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der President’s Fund, der für Reparationszahlungen zugunsten von Apartheidopfern geäufnet wurde, endlich vorwärts macht mit Vorschlägen, wie die inzwischen fast eine Milliarde Rand (140 Millionen Franken) eingesetzt werden sollen. Die Schweizer Regierung hat übrigens damals Zahlungen an diesen Fonds geleistet. Die zuständige Behörde hat jetzt Empfehlungen veröffentlicht, wie diese Gelder eingesetzt werden sollen. Leider entsprechen sie in keiner Weise den Vorstellungen von Khulumani. Besonders stossend ist, dass wiederum ausschliesslich die 21’000 Opfer berücksichtigt werden sollen, die vor der Wahrheitskommission aussagen konnten. Alle anderen – und das ist die grosse Mehrheit – sind ausgeschlossen. Dadurch werden auch zwei Drittel der Mitglieder von Khulumani übergangen. Auch die von uns geforderten Community Reparations sind nicht vorgesehen. Khulumani protestiert zusammen mit befreundeten Organisationen entschieden gegen diese Empfehlungen. Wir werden nicht ruhen, bis diese Vorlage zurück gezogen wird.

Dieser Beitrag erschien in den "Finanzplatz Informationen" Nr. 3/2011, dem Bulletin der Aktion Finanzplatz Schweiz. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.