Vor der Klimakonferenz 2015 in Paris: atmosfair legt Klimaranking der weltweit grössten Fluggesellschaften vor
Die fünf grossen chinesischen Airlines haben ihre Flugkilometer in einem Jahr um 12% gesteigert, dabei stieg aber auch ihr CO2-Ausstoss um etwa 8%. Das bedeutet keine Entkopplung von Verkehrsleistung und Klimabelastung, die weltweit von der Luftfahrt ab 2020 angestrebt wird. Für die Airlines weltweit gilt, dass im Mittel ihr CO2 etwa halb so schnell ansteigt wie ihre Verkehrsleistung.
Dies geht aus dem neuen atmosfair Airline Index (AAI) 2015 hervor, der am Wochenende in Berlin vorgestellt wurde. Der Index vergleicht die Treibhausgasemissionen der 198 grössten Fluggesellschaften weltweit und bewertet deren CO2-Effizienz. Insgesamt bildet der AAI mit gut 31.5 Millionen Flügen rund um den Globus etwa 92% des weltweiten Luftverkehrs ab. Die aktuellen Berechnungen beruhen auf den jüngsten verfügbaren Daten der weltweiten Flugverkehrsbranche von 2013.
Global gesehen haben die grossen Fluggesellschaften der Welt ihre CO2-Emissionen um knapp 2% in einem Jahr verringert – gerechnet pro Passagier und Kilometer. Der weltweite Flugverkehr – Passagiere und Kilometer – wuchs dabei aber um gut vier Prozent, sodass die gesamten Emissionen aller Airlines um gut zwei Prozent anstiegen.
"Während sich der Anstieg von CO2-Emissionen aus Energienutzung weltweit weiter verlangsamt und 2014 zum Stillstand gekommen ist, scheinen Emissionen aus dem Flugverkehr weiter anzusteigen. China und der mittlere Osten sind dabei die grössten Wachstumsregionen", stellt Dietrich Brockhagen fest, Geschäftsführer von atmosfair. Mit ihren Emissionen liegt die Luftverkehrswirtschaft damit weltweit weit ab von einem Entwicklungsweg, der die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius beschränkt.
"Nächstes Jahr treffen sich wieder über 190 Staaten in Paris, aber dann, um über weitreichende Klimaschutzauflagen für den weltweiten Flugverkehr zu entscheiden. Ohne einen klaren Erfolg beim kommenden Klimagipfel 2015 in Paris sehe ich dafür wenig Chancen", so Dietrich Brockhagen. Die internationale zivile Luftfahrtorganisation ICAO hatte 2013 in Montreal beschlossen, 2015 in Paris ein System zu verabschieden, das zukünftig die CO2 Emissionen des Luftverkehrs auf dem Stand von 2020 einfrieren soll.
Neue Flugzeugtypen steigern Effizienz der Flotten, deutsche Airlines ganz vorne mit dabei
Die steigende Effizienz der Airlines ist, das zeigen die Berechnungen des AAI, zum Grossteil auf den Ersatz älterer Flugzeugmodelle wie der Boeing 747 oder ältere Boeing 737 Modelle durch die Boeing 777, Airbus 330 oder Boeing 737-Next Generation zurückzuführen. Hinzu kommt auch ein verstärkter Einsatz der hocheffizienten Boeing 787. Die neuste Generation wie der Airbus A350 wurde erst Ende 2014 ausgeliefert und ist deswegen im vorliegenden Airline Index noch nicht enthalten. Positiv wirken sich weiter die Nachrüstung mit aerodynamischen Flügelspitzen (Winglets).
Zum ersten Mal schaffte es eine Airline in die höchste Effizienzklasse A: Tunis Air Express, eine Regionalairline, schaffte es auf der Kurzstrecke das technisch mögliche Optimum zu über 90% zu erreichen. In die Effizienzklasse B flogen nur 14 der 198 von atmosfair getesteten weltweit grössten Fluggesellschaften, das bedeutet praktisch keine Veränderung zum Vorjahr.
Unter den deutschen Fluggesellschaften schneidet der Ferienflieger Tuifly mit einem stabilen Platz drei im Welt-Ranking und in der Effizienzklasse B am besten ab. Es folgen AirBerlin und Condor (aufgestiegen auf Platz 18, Klasse C).
International führt unter den grossen Linienfluggesellschaften Air Berlin das Ranking mit moderner Flotte und hohen Auslastungen (Platz 8, Klasse C) knapp vor der kanadischen Air Transat (Platz 9, Klasse C) sowie TAM Linhas Aèreas aus Brasilien (Platz 12, Klasse C) an. Diese Fluggesellschaften sind damit die jeweils besten grossen Linienfluggesellschaften in Europa, sowie in Nord- und Südamerika. Innerhalb der EU folgen auf Air Berlin Air Europa aus Spanien (Platz 32, Klasse C) vor der niederländischen KLM (Platz 33, Klasse C).
Die grösste deutsche Fluggesellschaft Lufthansa konnte ihre Effizienz um knapp 3 Prozentpunkte verbessern. Lufthansa konnte relativ zum Vorjahr die Effizienz erheblich durch verbesserte Auslastung und Verbesserung der Flotte steigern. Sie bestuhlt dabei die Flotte insgesamt leicht unterdurchschnittlich und nutzt so ihr Effizienzpotential nicht voll aus. Auf der Kurz- und Mittelstrecke setzt Lufthansa noch zu ca. einem Viertel ineffizientere Flugzeugmodelle ein (u.a. B737-300/500). Auf der Langstrecke nutzt die Lufthansa im Vergleich zum Vorjahr verstärkt moderne Wide-Body Jets (A340, A330, A380, B747-8I). Relativ zur Konkurrenz gewann die Lufthansa so leicht und landet in der Gesamtwertung auf Platz 68 (Effizienzklasse D).
"Klimaeffizienz kennt bei Airlines kein Herkunftsland", erklärt Dietrich Brockhagen. "Wer eine moderne Flotte gut an den Flugplan anpassen kann und Technik ideal mit dem Betrieb verbindet, erreicht gute Werte, egal ob in Europa, Asien oder Südamerika."
Die Unterschiede zwischen den Fluggesellschaften können erheblich sein. Der Treibstoffverbrauch pro Passagier und Kilometer kann auf derselben Strecke bei einer Fluggesellschaft mehr als doppelt so hoch liegen wie derjenige einer anderen. Die besten Werte erreichen Fluggesellschaften, die modernes Fluggerät einsetzen, das gut auf die Streckenlänge passt, viele Sitze darin unterbringen und dann sowohl Sitze als auch Frachtraum gut auslasten.
Billigflieger werden im AAI in einer eigenen Klasse gewertet, da sie unter anderem häufig von Subventionen profitieren und diese über künstlich niedrige Ticketpreise in Flugkilometer und damit CO2-Emissionen umsetzen, die sonst nicht entstanden wären. Die besten Billigflieger sind auch in der Effizienzklasse B mit dabei, während der grösste Teil in Effizienzklasse C, einige sich aber auch in D wiederfinden.
Aufbau und Methode
Im Atmosfair Airline Index (AAI) kann jede Fluggesellschaft 0 und 100 Effizienzpunkte erhalten, getrennt nach Kurz-, Mittel- und Langstrecke. So kann jeder Fluggast vor einem Flug die Fluggesellschaften vergleichen, die Flüge zu seinem Ziel anbieten und sich für diejenige entscheiden, die am wenigsten CO2 produziert. Dies ist vor allem für Unternehmen mit vielen Geschäftsreisen interessant, die im besten Fall durch den Wechsel der Fluggesellschaft nicht nur CO2 sondern auch Ticketkosten sparen können.
Der Index basiert auf dem CO2-Ausstoss einer Fluggesellschaft pro Kilometer und Passagier auf einer geflogenen Strecke. Den CO2-Ausstoss berechnet der Index für alle beflogenen Strecken über den Flugzeugtyp, die Triebwerke, die Verwendung von Winglets (aerodynamische Flügelspitzen), die Sitz- und Frachtkapazität sowie deren Auslastungen auf jedem einzelnen Flug. Datenquellen sind ausschliesslich internationaler Organisationen wie ICAO oder IATA und eine Reihe spezialisierter Datendienste der Luftfahrtbranche, sowie Computermodelle von Flugingenieuren. Das Ursprungsjahr der Daten für den aktuellen Index 2014 ist 2012.
Transatlantic Airline Fuel Efficiency Ranking: Andere Studie, ähnliche Ergebnisse
Diese Studie verglicht die Treibstoffeffizienz und mithin die CO2-Intensität der grössten 20 Airlines die 2014 transatlantische Routen zwischen Nordamerika und Europa geflogen sind. Es ist die erste Analyse, die öffentlich zugängliche und Unternehmensdaten mit ausgeklügelten Flug-Treibstoff-Verbrennungsmodellen kombiniert um die Treibstoffeffizienz eines Flugzeugs pro Personenkilometer vergleichen zu können. Die Studie gibt Gründe für die Unterschiede in der Treibstoffeffizienz individueller Flugzeuge und streicht die im Allgemeinen wichigsten Faktoren für die Effizienz heraus.
Pressemitteilung sowie Studie oder Zusammenfassung zum Download gibt es hier
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