Wachsende Müllberge: Pensionierter Hotelier berät Hotel
"Es geht nicht um Kilos, sondern um Tonnen", sagt Giuseppe Bazzani. Gemeint sind die schnell wachsenden Müllberge, mit denen sich die Entwicklungsländer konfrontiert sehen. Einige Metropolen in Lateinamerika produzieren gegenwärtig die gleiche Abfallmenge pro Kopf wie Grossstädte in Industrienationen. Dafür gibt es viele Gründe. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Bevölkerung stark gewachsen, die Menschen übernahmen westliche Konsumgewohnheiten, und es fehlt an funktionierenden Entsorgungs- und Wiederverwertungssystemen. Auf der Strasse oder auf illegalen Deponien vergammelt der Müll aus den Siedlungen. Giftige Schadstoffe gelangen ins Grundwasser, was eine massive Gefahr für die Bevölkerung darstellt.
Seit 2010 setzt sich Swisscontact in der Dominikanischen Republik für einen sozial und ökologisch nachhaltigen Tourismus ein. Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung finanziert das Projekt der Entwicklungsorganisation der Schweizer Wirtschaft. Swisscontact schult seit zwei Jahren kleine und mittlere Gastbetriebe darin, umweltverträglich zu handeln, indem sie ökologische Standards etablieren. Die Einführung sozialer Richtlinien soll Arbeitsplätze sichern. Neue Marketingstrategien verbessern die Geschäftsaktivitäten und damit auch das Einkommen der Mitarbeitenden.
Um solche Projekte zu stärken, entsendet Swisscontact ehrenamtliche Experten wie Giuseppe Bazzani in Unternehmen, wo sie ihr Fachwissen praxisorientiert weitergeben. Den Einsatz des Senior-Experten in Punta Cana hat Swisscontact zusammen mit dem nationalen Tourismusverband Clúster Turístico La Altagracia geplant.
Der Tessiner kennt sich aus in der Hotelbranche. Erst hat er als Küchenchef, dann als Generaldirektor für grosse internationale Hotelketten gearbeitet und in China, den USA und Korea Hotels eröffnet. "Durch meine Eltern, die ein Restaurant besassen, kam ich früh in Kontakt mit fremden Kulturen", erinnert er sich.
Giuseppe Bazzanis Arbeitstag auf der Insel begann um sieben Uhr morgens. Zusammen mit zwei Angestellten des Hotels führte er zuerst eine Situationsanalyse durch. Wie hat das Hotel den Abfall bisher entsorgt? Wie gross sind die Müllmengen? Welche Abfallarten müssen entsorgt werden? Er und die beiden Hotelangestellten zerlegten daraufhin Berge von Kartons, trennten Glas von Plastik und Karton und verkauften den Aluminiumabfall an industrielle Abnehmer. "Wir handelten Preise mit lokalen Händlern aus", erzählt Giuseppe Bazzani. Diese kauften dem Hotel den wiederverwertbaren Müll ab. Um sie langfristig zu binden, schloss der Hotelmanager in Zusammenarbeit mit Bazzani Verträge mit ihnen ab. Eine Checkliste und ein Handbuch sollten es den Mitarbeitenden erleichtern, das Abfallmanagement auch nach dem Einsatz des Senior Experten fortzuführen. Das Hotel nutzt heute beides zur Weiterbildung seiner Mitarbeitenden.
Die Arbeit von Giuseppe Bazzani hat einiges verändert im Hotel Bávaro Princess. Das Hotelmanagement hat das Thema Waste Management aufgegriffen. Die Menge an nicht wiederverwertbarem Müll ist zurückgegangen. Durch die Trennung des Abfalls können die lokalen Wiederverwertungsstationen den Müll nun besser bearbeiten und anschliessend recyceln. Das Hotel erzielt ausserdem durch den Verkauf von wiederverwertbaren Materialien zusätzliche Einnahmen.
Giuseppe Bazzani ist zufrieden mit seinem Einsatz. "Während meiner Zeit in der Dominikanischen Republik musste ich zwar oft Kompromisse eingehen", erinnert sich der Senior-Experte. Doch sein Einsatz habe sich gelohnt. Auch 2012 will er sich nicht zur Ruhe setzen, sondern weiter für Swisscontact arbeiten und zur Lösung des Entsorgungsproblems in Entwicklungsländern beitragen.
Swisscontact ist Förderpartner des fairunterwegs-Reiseportals.