Wachstum und Nachhaltigkeit im Tourismus: Gibt es ein «Zuviel»?
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung in der Transa Markthalle Bern fand der fairunterwegs-Talk «Wieviel Tourismus kann’s denn sein?» statt. Vor vollem Saal diskutierten Nationalrat Christoph Clivaz (Grüne), Janine Bunte (CEO Schweizer Jugendherbergen) und Urs Wohler (Geschäftsführer der Niesenbahn) über das Spannungsfeld zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit im Tourismus. Einig sind sich die Gäste darüber, dass man dem Overtourismus-Phänomen nicht die Komplexität absprechen dürfe und zu differenzieren sei.
Wohler sagt: «Zentral ist der Beziehungs-Aspekt zwischen Gästen, Lokalbevölkerung und Angestellten. Wenn Austausch und Begegnungen möglich sind, dann wirkt das entschärfend.» Clivaz bringt ein, dass bei der Erarbeitung touristischer Konzepte häufig ökologische Kennzahlen zu kurz kommen: «Um effektive Massnahmen treffen zu können, müssen dringend die Monitoring-Möglichkeiten ausgebaut werden. Beispielsweise gibt es Nachholbedarf bei der genauen Ermittlung der CO2-Emissionen, welche die touristischen Angebote verursachen.» Bunte akzentuiert die Bedeutung der Regionalität: «Bei den Jugendherbergen berücksichtigen wir die Bedürfnisse einer Region, um nachhaltige Wertschöpfung zu ermöglichen.»
«Wie viel Tourismus kanns denn sein?»
Die Frage «Wie viel Tourismus kanns denn sein?» beantworten die Talk-Gäste nicht abschliessend. Jedoch scheinen sich Wachstum, soziale Verträglichkeit und ökologische Nachhaltigkeit im Tourismus nicht per se auszuschliessen. «Reisen bildet, Austausch ebenso, aber vernünftig, bitte», fasst Wohler seine Voten zusammen. Bunte zeigt, dass die Jugendherbergen mit ihren Angeboten in touristischen Hotspots jene Standorte querfinanzieren, die beispielsweise für einheimische Schulklassen interessant seien, «und sonst wirtschaftlich nicht bestehen könnten.»
Anschliessend an die Podiumsdiskussion haben Vertreter*innen aus der Schweizer-Tourismusbranche und Interessierte Privatpersonen an den Gesprächsstoff der Bühne in Einzelgesprächen angeknüpft und nutzten die Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu erweitern.