Zusammen mit brasilianischen Organisationen haben auch 16 europäische Länder die bislang grösste Kampagne zum Kinderschutz während einer Fussballweltmeisterschaft durchgeführt. Die Bevölkerung und die BesucherInnen wurden dabei aufgefordert, Hinweise auf sexuelle Gewalt an Kindern bei einer der Hotlines oder Reporting-Stellen zu melden, damit die Straftäter verfolgt und den Kindern geholfen werden kann. Die immer noch sehr hohe Dunkelziffer bei diesen Verbrechen soll dadurch verringert werden.
"Der deutliche Anstieg der gemeldeten Fälle ist als direkter Erfolg unserer Kampagne zu verbuchen. Sie verhalf zu einem sozialen Bewusstsein, dass alle Formen des sexuellen Missbrauchs und der Gewalt an Kindern gemeldet werden können und müssen", betont Guillemette Vuillard von ECPAT France und Koordinatorin des beteiligten Projektes "Don’t look away". Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der gemeldeten Missbrauchsfälle um 15,6% auf insgesamt 11.251 Fälle. Knapp Dreiviertel dieser Meldungen betreffen die Fussball-Austragungsstätten.

Verstärktes Tourismusaufkommen erhöht die Gefahr für Kinder der Lokalbevölkerung

Grosse Sportevents wie die Fussball-Weltmeisterschaft ziehen tausende Reisende aus aller Welt an. Mit diesem verstärkten Touristenaufkommen besteht eine erhöhte Gefahr für Kinder der lokalen Bevölkerung, in die sexuelle Ausbeutung zu geraten. Laut brasilianischen Behörden werden rund 500.000 Kinder zur Prostitution gezwungen. Die meisten dieser Fälle werden nie zur Anzeige gebracht – oft, weil Reisende nicht wissen, an wen sie sich mit ihrer Beobachtung wenden können.
Um Reisende für das Problem zu sensibilisieren und ihnen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, führte das internationale ECPAT-Netzwerk (Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung) im Rahmen des "Don’t look away!"-Projektes eine Kampagne durch, unterstützt von den brasilianischen Fussballspielern Kaká und Juninho. In Kooperation mit Strafverfolgungsbehörden wurden nationale Meldemechanismen eingeführt, damit Missbrauchsfälle gemeldet und strafrechtlich verfolgt werden können. Alle bestehenden Meldemöglichkeiten sind über die europäische Meldeplattform www.reportchildsextourism.eu erreichbar. Auch die deutsche Meldeseite www.nicht-wegsehen.net ist darin eingebettet.
ECPAT weisst darauf hin, dass die Achtung der Menschenrechte künftig bei der Vergabe der Weltmeisterschaft stärker Beachtung finden muss. Seit März 2014 arbeitet eine internationale UN-Arbeitsgruppe unter Beteiligung von ECPAT an der Entwicklung bindender FIFA-Kriterien zum Kinderschutz für die Ausrichtung künftiger Fussball-Weltmeisterschaften.
Kontakt:
Mechtild Maurer, Pressesprecherin und Geschäftsführerin ECPAT Deutschland e.V., maurer@ecpat.de, 0761/45687148, 0171/4166042
Dr. Dorothea Czarnecki, Projektkoordinatorin; czarnecki@ecpat.de, 0761/45687147