Die europäische Wald- und Klimakonferenz der Umweltverbände auf dem Leuenberg wurde am 18. Juni mit einer Deklaration beendet. Die „Leuenberg-Erklärung“ ist ein eindringlicher Appell an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, zur Abwendung der globalen Klimakatastrophe mehr für die Erhaltung der Wälder und die Reduktion fossiler Brennstoffe zu unternehmen. Die Umweltverbände werden ihre konkreten Forderungen auch an der UNO-Klimakonferenz von Kopenhagen im Dezember 2009 einbringen. Zentral ist die Forderung nach einem EU-weiten Moratorium für den Import von Agrotreibstoffen.

Die Vertreter/innen von 36 Umweltverbänden aus 23 Staaten waren sich zum Abschluss der dreitägigen Konferenz einig: Die Treibhausgas-Emissionen aus dem fossilen Brennstoff-Verbrauch der Industrieländer müssen drastisch reduziert und die Wälder weltweit geschützt werden, indem die Abholzung und Degradierung der Wälder eingedämmt werde. Dazu gebe es keine Alternative, wenn die Klimakatastrophe verhindert werden soll: Insbesondere könne man nicht den Wald schützen statt den Verbrauch fossiler Brennstoffe einzudämmen – man komme nicht darum herum, mit aller Entschlossenheit und unverzüglich beides tun.

Industrieländer haben globale Verantwortung Die “Leuenberg-Erklärung”
richtet sich insbesondere gegen Bestrebungen, die Wälder in den globalen Emissionshandel (CO2-Handel) zu integrieren. Wenn Industrieländer und Firmen Kohlenstoffgutschriften aus Wäldern kaufen können, anstatt ihre eigenen Emissionen zu reduzieren, werde das weder den Treibhausgas-Ausstoss noch die Abholzung bremsen: „Die Industrieländer kommen nicht darum herum, die Emissionen im Inland als Beitrag zur Lösung des Klimaproblems stark zu reduzieren“, sagt Lukas Straumann, Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds (BMF) mit Sitz in Basel, welcher die Konferenz in der Schweiz organisiert hat. Die Industrieländer müssten ihre Verantwortung bei der Emissionsreduktion im Inland deshalb endlich wahrnehmen. „Die Industrieländer tragen durch den jahrzehntelangen Verbrauch billiger fossiler Energieträger die Hauptverantwortung für die Klimaveränderungen“, so Straumann. „Im Sinne des Verursacherprinzips müssen sie deshalb einen besonders starken Beitrag für den Übergang in eine klimaverträgliche Wirtschaft und Gesellschaft tun.“

Abholzung verhindern
Die Deklaration der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) fordert von den Industrieländern mit aller Konsequenz eine Politik, welche konkrete Beiträge zur Emissionsreduktion im Ausland leistet. Da die Folgen der Klimaerwärmung ungerecht verteilt und vor allem die am wenigsten entwickelten Länder von den Folgen der Klimaerwärmung am meisten betroffen seien, resultiere für die Industrieländer auch die Pflicht, den grössten Teil der Massnahmen zu finanzieren. Dabei geht es u. a. um die konkrete Vermeidung der Abholzung:
Die weltweite Abholzung ist für mindestens 20 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – die Erhaltung der Wälder kann deshalb einen erheblichen Beitrag an die Reduktion der weltweiten Emissionen bewirken.

EU-weites Importmoratorium für Agrotreibstoffe gefordert Eine zentrale Forderung betrifft den Import von Agrotreibstoffen, deren Herstellung aus Palmöl  und anderen Rohmaterialien weltweit eine grosse Bedrohung der Tropenwälder bedeutet. Mit der Forderung nach einem EU-weiten Importmoratorium für Agrotreibstoffe unterstützen die Umweltverbände ein Anliegen, das gegenwärtig auch im Schweizer Parlament verhandelt wird.
Weiter verlangen die Umweltverbände, dass im Namen des Klimaschutzes keine Naturwälder in Plantagen umgewandelt werden und dass der Erhaltung der Biodiversität und der Rechte der indigenen Waldbevölkerung im Rahmen des Klimaschutzes Rechnung getragen wird.

Die internationale Wald- und Klimakonferenz im basellandschaftlichen Hölstein fand von Freitag bis Sonntag auf Einladung des Bruno Manser Fonds statt. Zentrale Themen des Treffens der Umweltverbände waren der Informationsaustausch und die Erarbeitung gemeinsamer Positionen zu Wald- und Klimafragen im Hinblick auf die UNO-Klimakonferenz von Kopenhagen im Dezember 2009. Die „Leuenberg-Erklärung“ fasst die erarbeiteten Positionen zusammen.

Für weitere Informationen: bruno manser fonds, fairness im tropenwald, 
Lukas Straumann, Geschäftsleiter, Socinstrasse 37, CH-4051 Basel, Tel. +41 (0)61 261 94 74, Mobil +41 (0)78 741 59 31, info@bmf.ch; www.bmf.ch;