Basel, 03.02.2012, akte/ Thailands Tourismussektor beschäftigt über zwei Millionen Personen, das heisst etwa 15 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung, und generiert ungefähr sechs Prozent des Bruttoinlandprodukts. Infolge der Überschwemmungen vom vergangenen Herbst gingen am Suvarnabhumi International Airport in Bangkok die Ankünfte von durchschnittlich 130’000 Reisenden auf 100’000 pro Tag zurück und Don Mueang, der alte Flughafen von Bangkok, bleibt voraussichtlich noch monatelang geschlossen.
Gemäss Tourismus- und Sportminister Chumpol Silapa-Archa sind wegen des Hochwassers 400’000 bis 750’000 ausländische Touristen weniger eingereist als erwartet. Mitten während der starken Monsunregen, die in den zentralen Ebenen und sechs Provinzen im Süden Thailands zu Überschwemmungen führten, die auch mehrere touristische Sehenswürdigkeiten unter Wasser setzten, hatte er noch prognostiziert, dass sich das Hochwasser nicht stärker auf den Tourismus auswirken würde als die politischen Unruhen von 2010.
Einige Beobachter kritisierten die mangelnde Initiative der Behörden zur Wiederinstandsetzung von touristischen Anlagen und Infrastruktureinrichtungen wie dem Flughafen Don Mueang, den normalerweise mindestens vier Fluggesellschaften für Binnenflüge nutzen. Es hat sich gezeigt, dass die touristischen Einrichtungen Thailands für Naturkatastrophen anfällig sind und dass nichts unternommen wird, um künftige Schäden zu verhindern.
Als Beispiel mag auch Ayutthaya dienen, früher die Hauptstadt des gleichnamigen siamesischen Königreichs. Der Geschichtspark Ayutthaya, der 1981 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde, ist seit langem ein hochrentabler Touristenmagnet. Doch gehört es bald zur Tradition, dass Ayutthaya in der Monsunzeit überschwemmt wird. Beim jüngsten Hochwasser ist gut die Hälfte der über 200 Tempelanlagen, Klöster, Befestigungsforts und anderen Baudenkmäler durch die Wassermassen beschädigt worden, die an einigen Stellen einen Pegelstand von drei Metern erreichten. Ayutthaya hat sich um die Ausrichtung der Weltausstellung 2020 beworben, doch Experten zweifeln am Erfolg der Kandidatur, weil nichts unternommen wird, um die Stadt vor saisonalen Hochwassern zu schützen.
Kaum hat das Wasser abzufliessen begonnen, organisiert die thailändische Tourismusbehörde TAT eine Reihe von Events, um Touristen nach Ayutthaya zu locken. "Das mag zwar eine gute Idee sein, löst aber auch Frustrationen aus, weil es einmal mehr den Kreislauf aufzeigt, mit dem Thailand sich arrangiert zu haben scheint.", meinte ein Kommentator der thailändischen Zeitung The News. "Wir wollen, dass möglichst viele Touristen nach Ayuttaya kommen und dort ihr Geld ausgeben, damit wir Geld verdienen und gut leben können, ohne uns über andere Dinge zu sorgen. Dann kommt der Monsunregen, die Stadt wird wieder von Fluten heimgesucht, wir warten wiederum, bis der Wasserpegel sinkt, und machen erneut Werbung für Ayutthaya."
Die thailändischen Behörden täten gut daran, eine langfristige Strategie für die nachhaltige Förderung von touristischen Attraktionen zu verfolgen und mehr Geld in deren Schutz, Erhalt und Restaurierung zu investieren als in kurzfristige Werbemassnahmen.
Immerhin haben thailändische Regierungsstellen Ende Januar einige Massnahmen angekündigt, die in diese Richtung weisen. So liess die für die Wasserwirtschaft zuständige Behörde verlauten, es würden entlang verschiedener Flussläufe zur Entlastung der Dämme Flächen von ingesamt 320’000 km2 als Hochwasseraufnahmezonen ausgeschieden. Wenn diese Massnahme sich während der nächsten Regenzeit bewähre, würden weitere Hochwasserschutzgebiete geschaffen. Und Kulturminister Sukumol Kunplome verkündete, es seien 600 Millionen Baht für die Restaurierung der Anlagen von Ayutthaya gesprochen worden.
Quellen: The Nation; CNN International; South East Asia Tourism Monitor