Die ersten Fairen Reisen nach Südafrika sind lanciert. FTTSA-Projektmitarbeiterin Katarina Mancama erklärt die Hintergründe.
Die südafrikanische Regierung hat den Tourismus als Schlüsselsektor für die Entwicklungs- und Veränderungserfordernisse nach dem Ende der Apartheid identifiziert. Die Anzahl der Ankünfte ausländischer Touristen in Südafrika hat sich seit Anfang der 1990er Jahre verdreifacht, auf 9,6 Millionen 2008. Neben der starken internationalen Nachfrage gibt es einen wachsenden und facettenreichen inländischen Markt. Es wird damit gerechnet, dass der Beitrag des Tourismussektors zum Bruttoinlandsprodukt (gegenwärtig acht Prozent) und zur Beschäftigung in den nächsten zehn Jahren steigen wird. Dies ist zu keinem geringen Teil auf den “Weltmeisterschaftseffekt” zurückzuführen. Es wird damit gerechnet, dass dadurch die Anzahl der internationalen Touristenankünfte bis 2015 pro Jahr um 500’000 Touristen höher ausfallen wird. 
Doch das Tourismuswachstum bringt für die Zielgebiete und die Menschen in den Orten, die für Touristen attraktiv sind, Kosten mit sich. Der Tourismus ist ein Sektor mit hohem Verbrauch: Er verbraucht große Mengen Strom und Wasser und produziert bedeutende Mengen Abfall. Der Sektor ist auch ein eher schlechter Arbeitgeber. Die Arbeitsbedingungen zeichnen sich durch niedrige Bezahlung aus, durch lange Arbeitszeiten, die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen und eine starke Abhängigkeit von Gelegenheitsarbeit (ohne feste Beschäftigungsverhältnisse). 
Das globale System des Fairen Handels, das bis in die 1960er Jahre zurückreicht, gründet auf der Erkenntnis, dass im internationalen Handel die Rohstoff- und Warenproduzenten im globalen Süden auf unfaire Weise benachteiligt sind. Im Gegensatz zu konventionell gehandelten Waren garantieren fair gehandelte Produkte den Produzenten einen Mindestpreis und Mindeststandards bei den Handelsbedingungen. Gleichzeitig sichern sie den Verbrauchern zu, dass bestimmte sozioökonomische und Umweltstandards gelten. Die Gütesiegel für Fairen Handel unterscheiden am Markt zwischen fair gehandelten Verbrauchsgütern und Dienstleistungen. Sie tragen dazu bei, umweltbewusste Verbraucher, die auf ethische Aspekte achten, mit einer breiten und wachsenden Palette an Produkten und Dienstleistungen zusammenzubringen.
Seit 2003 betreibt Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA), eine in Südafrika registrierte Nichtregierungsorganisation, das erste und weltweit bislang einzige Siegel für fairen Handel im Tourismus. FTTSA zertifiziert in Südafrika Touristenunterkünfte, Aktivitäten und Attraktionen (also Tourismusprodukte) nach einem Standard, der arbeitsrechtliche, sozioökonomische, Management- und Umweltkriterien umfasst. Bislang haben sich mehr als 75 Produkte von etablierten und neuen Anbietern für die FTTSA-Zertifizierung qualifiziert. 
Zusammen mit dem arbeitskreis tourismus & entwicklung (akte) in der Schweiz und EED Tourism Watch in Deutschland baut FTTSA auf dieser Pionierarbeit in Südafrika auf. In einem Pilotprojekt wurden Standards und Audit-Instrumente getestet, um zu messen, inwieweit die wichtigsten Aspekte einer Pauschalreise den Prinzipien des fairen Handels entsprechen. Das Pilotprojekt wurde vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt und von Fairtrade Labelling Organizations (FLO) International befürwortet. Es führte zur Zertifizierung von zwei Pauschalreisen, die von zwei Partnern, den Schweizer Reiseveranstaltern Kuoni Reisen AG und Reise Service Imagine, entwickelt wurden. 
Zu den Vorteilen des FTT-Programms für die Inhaber und Mitarbeiter touristischer Einrichtungen, insbesondere kleiner und neuer Anbieter, gehören:

  • eine faire Beteiligung an den Gewinnen aus dem Tourismus,
  • faire Löhne und Arbeitsbedingungen,
  • langfristige Sicherheit der Geschäftsbeziehungen,
  • lokale Entwicklungschancen durch den Prämien-Fonds und
  • Zugang zu neuen Märkten.

Die Einführung dieser beiden FTT-Pauschalreisen auf dem Schweizer Markt ist das erste Mal in der Geschichte der weltweiten Bewegung des Fairen Handels, dass den Verbrauchern eine definierte, integrierte Reiseerfahrung als Produkt des Fairen Handels angeboten wird. Es wird damit gerechnet, dass die bisherigen Aktivitäten in Südafrika und der Schweiz die Grundlage für ein globales Fair Trade Travel-Modell darstellen werden, wenn sich der Fair Trade Travel-Pilotprozess sowohl auf neue Quellmärkte als auch auf neue touristische Zielgebiete ausweitet.


Coffee Shack Backpackers hat bei uns an der Coffee Bay neue Arbeitsplätze geschaffen.  Je mehr Touristen kommen, desto mehr Mitglieder unserer Gemeinschaft können davon profitieren. Es ist unsere Umwelt, in der wir leben, welche die Touristen anzieht: An der Coffee Bay gibt es grüne Hügel, Täler, Bäume und natürlich dem warmen Ozean! Meine Gemeinschaft hat nun auf verschiedenste Weise Entwicklungsfortschritte gemacht. Die Touristen geben ihr Geld für Abendessen im Dorf und für kulturelle Tagesausflüge aus. Weiter profitieren die Studenten, die von Coffee Shack Backpackers und von unseren Gästen unterstützt werden.
Nomandla Xakatha, Coffee Shack Backpackers