Was ist Fairer Handel?
Mit dem Begriff Fairer Handel oder neudeutsch Fair Trade bezeichnet man eine besondere Wirtschaftsform innerhalb des gegebenen Wirtschaftsrahmens, welche die Förderung von benachteiligten ProduzentInnen aus Entwicklungs- und Schwellenländern zum Ziel hat. Hierbei haben Solidarität und Gleichberechtigung zwischen den HandelspartnerInnen oberste Priorität. Seit den 1960er-Jahren hat der Faire Handel stetig an Bekanntheit und Institutionalisierung gewonnen und bietet somit eine Alternative zum konventionellen, auf niedrigen Produktionskosten und Löhnen basierenden Handel. Während sich diese Art des Handelns in den ersten Jahrzehnten auf einige wenige Produkte aus der Landwirtschaft konzentrierte, kommen seit den 1990er-Jahren immer mehr Produkte hinzu. Zudem haben fair gehandelte und entsprechend gekennzeichnete Produkte Eingang in grosse Detailhandelsketten gefunden.
Was sind die Prinzipien des Fairen Handels?
Der Faire Handel beruht auf festen Standards, deren strenge Einhaltung von einer unabhängigen Kommission geprüft wird. Entspricht ein Produkt allen Vorgaben, wird es mit einem "Fair Trade Label" (Siegel) ausgezeichnet. Dieses garantiert den KonsumentInnen, dass Produkte unter fairen Bedingungen hergestellt und gehandelt werden.
Fair-Trade-Siegel stehen für folgende Standards:
- Langfristige Handelsbeziehungen: Eine gewachsene Vertrauensbasis zwischen den HandelspartnerInnen ist die Basis für eine stetige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und langfristige Investitionen sowie deren Amortisierung. Zwischenhandel wird möglichst vermieden. Gleichzeitig muss für alle AkteurInnen nachvollziehbar sein, wer wofür wieviel erhält.
Arbeitsbedingungen: Mindeststandard sind die verbindlichen Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO). Zwangsarbeit und Kinderarbeit sind verboten, ebenso wie Diskriminierung aufgrund von Rasse, Gesellschaftsklasse, Herkunft, Religion, Alter, Behinderung, Geschlecht, Familienstand, sexueller Ausrichtung, Gewerkschaftsaktivität oder sonstiger politischer Tätigkeit. Arbeitszeit, Freizeit und Ferien sind geregelt.
Preise: Die Preise sind so gestaltet, dass die ProduzentInnen von ihrer Arbeit leben können. Darüber hinaus ermöglicht ihnen eine Fair-Trade-Prämie Investitionen in ihre nachhaltige Entwicklung wie Ausbildungsmassnahmen oder Infrastrukturprojekte.
Umwelt: Durch einen schonenden Umgang mit Ressourcen und die Verbesserung der Abfallentsorgung werden schädliche Auswirkungen auf die Umwelt laufend vermindert.
Monitoring: Beobachtungs- und Evaluierungsprozesse messen Fortschritte und fördern laufende Verbesserungen.
Sensibilisierung: Die Kundschaft wird laufend über die Handelsstrukturen und die Chancen des Fairen Handels informiert.
Was bringt der faire Handel?
Rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt müssen, oft trotz härtester Arbeit, mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Der konventionelle Handel garantiert ihnen weder ein existenzsicherndes Auskommen noch Entwicklungsmöglichkeiten. Dagegen beruht der Faire Handel auf einer Partnerschaft zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen. Letztere kaufen Produkte aus Fairem Handel – von Kaffee und Bananen über Schokolade, Kleider, Kunsthandwerk und Teppichen bis hin zu fairen Reisen –, weil sie Wert darauf legen, dass die ProduzentInnen für ihren Aufwand und ihre Arbeit fair entlöhnt werden. Bewusste KonsumentInnen nutzen ihre Kaufkraft, um die Armut weltweit zu vermindern.
Was sind die Perspektiven des Fairen Handels?
Der Faire Handel erlebte in den letzten Jahren ein beachtliches Wachstum. In der Schweiz gaben KonsumentInnen 2012 insgesamt rund 380 Millionen Franken für Produkte aus Fairem Handel aus, weltweit waren es über 5.8 Milliarden Franken. Davon profitierten über 1.3 Millionen Kleinbauern und Arbeiterinnen in 70 Ländern. Über 30’000 Produkte werden heute in 125 Ländern gehandelt. 300 verschiedene Rohstoffe können bereits heute mit einem Fair-Trade-Siegel versehen werden. Sechs von zehn KundInnen erkennen beispielsweise das Max-Havelaar-Fairtrade-Label, 90 Prozent davon trauen ihm. Damit ist "Max Havelaar Fairtrade" das weltweit bekannteste ethische Gütesiegel. Zwar macht der Faire Handel immer noch nur einen winzigen Teil des Welthandels aus, doch er wächst stetig und umfasst immer weitere Güter und Dienstleistungen.