Was ist falsch an billigen All-inclusive- und Pauschalangeboten?
Für eine Woche Badeferien in Ägypten knapp 500 Franken inklusive Flug und Vollpension? Inklusive Kaffee, Tee und Kuchen zur Vesper, ausgewählte alkoholische und alkoholfreie Getränke am Abend, Sport und Wellness, Kinderbetreuung und Unterhaltungsprogramm? Gerade Leute, die nicht viel verdienen, sind froh, wenn sie mit einem Pauschalbetrag die Kosten für die Ferien im Griff haben. Und viele sind froh, wenn ihnen die gesamte Urlaubsorganisation vom Reiseanbieter abgenommen wird. Doch die Rechnung geht nicht auf:
Für die Reisenden geht die Rechnung nicht auf, wenn der Veranstalter so knapp kalkuliert, dass die Resortbetreiber überall sparen müssen: Dies kann verdreckte Hotelzimmer, ungeniessbares Essen und unerwartete Nebenkosten zur Folge haben. Unterbezahlte Angestellte schalten bei Klagen auf Durchzug. Zudem: Ein All-inclusive-Resort ist eine abgeschottete Welt, so dass die Gäste ihr Reiseland kaum kennenlernen. Für die gebotene Folklore kostümieren sich bezahlte ArtistInnen, bei deren Shows der Spass- und Exotikfaktor wichtiger ist als die kulturelle Echtheit. Das Gastland wird auf ein paar Klischees reduziert, was existierende Vorurteile bei den Gästen eher verstärkt als abbaut.
Für die Angestellten, denn sie sollen möglichst wenig kosten: Von guten Löhnen, Festanstellungsverträgen mit Sozialleistungen, Aufstiegsmöglichkeiten und bezahlten Weiterbildungen können sie in der Regel nur träumen. Die Realität besteht allzu oft aus Stundenverträgen, einer Anhäufung unbezahlter Überstunden, null Sicherheit und Löhnen, die zu nichts hinreichen. Dabei sollen sie noch dauerlächeln und gut drauf sein bis spät in die Nacht.
Die lokalen Unternehmen werden nicht eingerechnet: In den meisten Destinationen beginnt der Tourismus mit Gasthäusern, Strandbars, Kiosken und Souvenirständen, Strassenhändlern mit Bauchladen. All-inclusive-Resorts ziehen jedoch den Grossteil des Gästeaufkommens ab und trocknen so das Geschäft der Kleinbetriebe aus. Denn weshalb sollen die All-inclusive-Gäste dort noch Geld ausgeben? Sie haben ja schon für alles bezahlt.
Die Lokalbevölkerung hat sowieso nichts zu melden: Eigentlich erhofft sie sich Jobs, Einkommen und gute neue Infrastruktur. Doch von den teuren Infrastrukturprojekten wie Flughäfen und Zufahrtsstrassen, Wasserpumpen und Stromleitungen, die mit ihren Steuergeldern erstellt werden, profitiert sie oft wenig. Manchmal leiden die AnwohnerInnen sogar unter häufigeren Wasser- oder Stromausfällen, weil zuviel zum Resort und zu wenig zu den Normalverbrauchern geleitet wird. Für die Jobs rekrutieren die Resorts häufig Leute aus anderen Regionen oder gar anderen Ländern. All-inclusive-Resorts, die sich nicht bewusst für Lokalprodukte entscheiden, importieren Baumaterialien, Einrichtungsgegenstände und Nahrungsmittel von irgendwoher. Ihre Gewinne werden nicht in neue Betriebe im Land investiert, sondern werden in der Regel vom Unternehmen zum überwiegenden Teil ausser Landes gebracht.
Auch die Natur hat das Nachsehen: An und für sich dürften All-inclusive-Resorts pro Gast und Übernachtung der Umwelt nicht mehr schaden als jede andere Unterbringung. Doch in der Regel stecken hinter solchen Resorts Investoren mit viel Geld, das sie in üppige Anlagen investieren, die hohe Profite erzielen sollen: Je mehr Pools, Grünflächen, Golfplätze und umbebaggerte und planierte Strände, desto besser verkauft sich das Resort, je tiefer die Unterhaltskosten gedrückt werden, desto mehr Profit und desto schlechter für die Natur. Laute Parties stressen Vögel und Meeresschildkröten. Die Chemikalien für Pools und Golfplätze, das Abwasser und die Abfälle landen häufig in der Natur, statt fachgerecht entsorgt zu werden. Das All-inclusive-Setting lädt verleitet Gäste dazu mehr zu konsumieren, als sie dies im normalen Hotel tun würden. Das kostet den Wirt nicht viel, aber verbraucht noch mehr Ressourcen und generiert Abfallberge.
Und wenn Sie trotzdem all-inclusive reisen wollen?
Es gibt All-inclusive-Resorts, die sich für einen besseren Sozial- und Umweltausweis engagieren. Fragen sie kritisch nach und buchen Sie ein Resort, das eine entsprechende Unternehmensverantwortung transparent ausweist.
Wählen Sie ein Angebot, das bietet, was Sie brauchen, und nicht mehr.
Achten Sie beim Buchen auch auf eine möglichst nachhaltig gestaltete Anreise und kaufen Sie für notwendige Flüge ein CO2-Kompensationsticket.
Unternehmen Sie am Urlaubsort selbst Ausflüge und gönnen Sie sich mal ein Mittag- oder Abendessen in einem lokalen Restaurant.
Erkundigen Sie sich nach den Regeln für das Trinkgeld und gönnen Sie den Angestellten auch was.
Dokumentieren Sie, wenn das Angebot nicht der Ausschreibung entspricht, und reklamieren Sie sofort.