Ökobilanzen bewerten die Umweltbelastung eines Produkts, Prozesses oder einer Aktivität und schaffen so Vergleichswerte. Leider wird die Anwendbarkeit und der Vergleich der Daten dadurch erschwert, dass es bisher keine international vereinheitlichte Berechnungs- und Bewertungsmethode gibt.

Transportenergiebilanz und ökologischer Fussabdruck

Sinnvolle Ökobilanzen erlauben klare Aussagen. So kann zum Beispiel der CO2-Ausstoss pro Person und Weg zweier Transportmittel (z.B. Zug oder Flug von Zürich nach Paris) verglichen werden. Diese Ökobilanz nennt sich Transportenergiebilanz und ist eine nützliche Entscheidungshilfe für Reisende, die zwischen mehr oder weniger umweltschädigenden Transportmitteln wählen wollen. Sinnvoll sind auch Ökobilanzen einzelner Unterkünfte. Diese können ihre Umweltwirkung zum Beispiel als ökologischen Fussabdruck darstellen. Damit weisen sie gegenüber den Reisenden aus, wie viel Erdfläche nötig wäre, um die Leistungen des Hotels zu erbringen. Je kleiner der Fussabdruck, desto umweltfreundlicher ist die Unterkunft.

Unsinnige Ökobilanzvergleiche: Badeferien in Yucatan oder Skiferien in St. Moritz?

Ökobilanzen von ganzen Reisen sind jedoch unsinnig. Denn bei der Berechnung werden die Grundregeln zum Erstellen aussagekräftiger Ökobilanzen verletzt. Hierzu gehören eine klare Eingrenzung dessen, was geprüft wird, und der Grundsatz, dass Gleiches mit Gleichem verglichen werden sollte. Beim Vergleich etwa einer Kreuzfahrt mit einer Flugreise in die Karibik werden diese Grenzen überstrapaziert. Im Gegensatz zur Flugreise ist beispielsweise bei der Kreuzfahrt die Unterkunft schon dabei. Eine Kreuzfahrt kann für die Umwelt sehr unterschiedliche Belastungen aufweisen, je nachdem welches Schiffsmodell zum Einsatz kommt, was den Gästen auf dem Schiff geboten wird, was mit Wasser und Abfall geschieht, wie oft das Schiff anlegt usw. Vollends unsinnig werden Ökobilanzvergleiche bei ganzen Ferienpaketen. Da wird die Ökobilanz zu einem Mischwert von Hunderten von Durchschnittswerten, womit jegliche Aussagekraft und Glaubwürdigkeit verloren geht.

Immer genau nachfragen

Während also Transportenergiebilanzen und Fussabdrücke gute Entscheidungshilfen bei der Wahl des Transportmittels und der Unterkunft bieten, muss, wer fair unterwegs sein will, immer noch genauer nachfragen. Was sind die Kosten und was ist der Nutzen für die lokale Bevölkerung? Wo wurden für touristische Infrastruktur natürliche Ressourcen unwiederbringlich zerstört? Sind die Ernährungssicherheit und die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung gewährleistet? Oder wurden Menschen von ihrem Land vertrieben und zur Abwanderung in Slums gedrängt, um den TouristInnen Ferien zu ermöglichen?