Kreuzfahrten – Traumschiff oder Alptraum?

Kein Tourismuszweig wächst seit Jahren so konstant wie die Kreuzfahrtbranche. Der internationale Kreuzfahrverband CLIA (Cruie Line International Assiciation) rechnet mit 23 Millionen Passagieren für 2015 – 1970 waren es gerade mal eine halbe Million. Allein 2014 hat die Branche 117 Milliarden US-Dollar Umsatz verzeichnet. Laut Naturschutzbund Deutschland besteht die globale Kreuzfahrtschiffflotte aus etwa 560 Schiffen. Bis 2019 sollen weitere 35 hinzukommen. Besonders grosse Kreuzfahrtdampfer wie z.B. die Oasis of the Sea sind heute schwimmende Hotels oder gar Kleinstädte, die über 6’000 Passagiere beherbergen können. Die Schiffe sind bestens ausgerüstet mit Wellness-, Schwimm- und Sportbereichen, zahlreichen Restaurants und Unterhaltungsstätten wie Kino, Theater, Ball- und Kasinosälen, Eislauf- und Golfplätzen, Fahrstühlen, Klimaanlagen sowie der dazu notwendigen Energieversorgung.

Ein Albtraum für die Natur

Für die Umwelt ist der Kreuzfahrttourismus aus verschiedenen Gründen problematisch. So ist der CO2-Fussabdruck (d.h. die Treibhausgasemissionen) eines typischen Kreuzfahrtschiffes pro Passagierkilometer mehr als drei Mal so gross wie der eines Fluges mit einer Boeing 747. Hinzu kommen die Abgase der Müllverbrennungsanlagen, die Abwässer sowie feste Abfallstoffe, Klärschlamm und mit Öl vermischtes Wasser: Als "Kleinstädte" verursachen Kreuzfahrtschiffe riesige Mengen an Schadstoffen. Ein grosser Teil davon wird im Ozean entsorgt oder in die Luft geblasen, mit verheerenden Folgen für die marinen Ökosysteme und die Gesundheit unserer Ozeane.

Ausbeutung auf See

Rund siebzig Prozent aller Beschäftigten auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten im schlecht bezahlten Hotel- und Restaurantbereich. Die Verträge sind meist auf vier bis sechs Monate befristet. Die Angestellten arbeiten sieben Tage pro Woche mit nur kurzen Ruhezeiten. Wie aufreibend das ist, ahnen die wenigsten bei ihrer Anstellung. Die Arbeit beginnt meist morgens um halb sieben, und je nachdem ob Abendveranstaltungen auf dem Programm stehen, kann der Arbeitstag gut bis zwei oder drei Uhr nachts dauern. Am nächsten Tag geht es von vorn los. Überstunden werden normalerweise nicht abgegolten. Mitarbeitende aus unterschiedlichen Kulturkreisen teilen sich engste Kabinen ohne Privatsphäre. Das monatliche Grundgehalt beläuft sich meist auf wenige hundert US-Dollar. Trinkgelder machen teilweise bis zu drei Viertel des Lohnes aus, doch diese gibt es sowieso nur in gewissen Bereichen des Restaurants, wo die besten Plätze von mafiösen Gangs kontrolliert werden. Sobald die Beschäftigten den Mannschaftsbereich verlassen, sind sie im Dienst, müssen immer lächeln und sich um das Wohl der Passagiere kümmern, die sie mit Fragen und Wünschen überhäufen. Chronischer Schlafmangel oder Depressionen werden im Alkohol ertränkt, der von manchen Reedereien bewusst grosszügig ausgeschenkt wird.

Fragen Sie nach!

Es braucht dringend politische Regulierungen der Internationalen Maritime Organisation IMO, um die Schadstoffemissionen zu begrenzen und die nötigen Anreize zu schaffen, damit die Reedereien die technischen Möglichkeiten nutzen und ihre Ökobilanz verbessern. Als Reisende können Sie den Druck erhöhen, indem Sie nachfragen. Wird Ihr Kreuzschiff mit hochwertigem Kraftstoff betrieben und sind Russpartikelfilter installiert? Wie werden Abfall und Abwasser entsorgt? Wie sind die Anstellungsbedingungen der Mitarbeitenden und wie sind sie untergebracht?