Antonia Merz: Manuela, wie hast du den Sommer 2022 erlebt? 

Manuela Fischer: Das war ein Sommer, wie ich ihn seit den 34 Jahren, die ich hier oben wirtschafte, nicht erlebt habe. Wir mussten bereits nach den ersten zwei Wochen der Saison die Wasserspülung des WC abstellen, das Spaghettikochwasser fürs Vorspülen und Toiletten spülen verwenden und was mich besonders schmerzte, die Hüttentee Abgabe einstellen, weil wir kein Wasser dafür hatten. Und das, wo wir dieses Jahr über 1000 Übernachtungsgäste hatten! 

AM: Wow und wir haben die Gäste darauf reagiert? 

MF: Die waren wundervoll! Obwohl sie Mineralwasser aus der Flasche für Ihre Getränke kaufen mussten und kaum Wasser zur Verfügung hatten, zum Beispiel zum Händewaschen, war mein Problem sehr nachvollziehbar für sie und sie haben positiv reagiert. Vielleicht auch, weil ich jeden Abend eine 15-minütige Information gemacht habe. Doch, die Gäste waren voller Rücksichtnahme und Respekt. Und das ist für uns als Hüttenteam extrem wichtig. 

AM: Und dein Team? 

MF: Die waren ganz wunderbar. Haben sich immer neue Wassersparmöglichkeiten überlegt, sodass wir den Wasserverbrauch pro Übernachtungsgast von 30-35 Litern auf 18 Liter senken konnten und hingenommen, dass wir unsere Kleidung nicht mehr waschen konnten. 

AM: Wie war die Wasserversorgung denn früher gesichert? 

MF: Durch ein Schneefeld direkt am gegenüberliegenden «Gwasmet» – Berg. Das Schneefeld hat sonst immer bis Ende August gereicht, dieses Jahr war es Ende Juli weggeschmolzen. Mich beschäftigt das Abschmelzen des Brunnifirn  schon seit Jahren, das war der Grund für das Landart Projekt «Wandelzeit», das ich bereits vor 10 Jahren gestartet habe, um zu zeigen, wie schnell der Gletscher schmilzt. Das macht sehr betroffen, dient aber auch der Sensibilisierung, damit wir wirklich beginnen, Massnahmen zu ergreifen als Gesellschaft. Der zum Projekt gehörende Film war vor drei Jahren an einer Begleitausstellung der Biennale in Venedig zu sehen. 

AM: Und wie geht es jetzt weiter? 

MF: Die Sektion Winterthur plant für 2024/25 eine umfangreiche Erneuerung der Hütte und deren Infrastruktur. Dies aufgrund Umweltschutzauflagen und auch der sich verändernden Umwelt. Dazu gehören die Erhöhungen des Wasserspeichers von 10 auf 20 Kubik.  

AM: Und wie hältst du es mit dem Heli? 

MF: Seit wir die Hütte bewirtschaften, machen wir nur eine Belieferung der Hütte mit mehreren Rotationen am Anfang der 12-wöchigen Saison. Dabei wird auch der Abfall aus dem letzten Jahr mit ins Tal transportiert, den wir über den Winter in der Hütte einlagern. 

AM: Und was kann ich als Wanderin tun, um euch zu unterstützen? 

MF: Verständnis aufbringen, wenn du zu Gast auf unserer Hütte bist. Das bringt uns am meisten. Und wenn du magst, kannst du auch kurz telefonieren und fragen, ob du uns etwas hochtragen kannst. Das machen erstaunlich viele unserer lieben Gäste!

AM: Vielen Dank für diesen Einblick ins Hüttenleben!

Besuche die Cavardiras Hütte und das Projekt «Wandelzeit»

Cavardiras Hütte

Projekt Wandelzeit