Weichenstellung in der Schweizer Verkehrspolitik: Nein zum Avanti-Strassenwahn
Am 8. Februar 2004 stimmt die Schweizer Bevölkerung über das Avanti-Megastrassenbauprojekt ab. Während bei Altersvorsorge, Bildung und Umweltschutz drastisch gespart wird, sollen 30 bis 60 Milliarden Franken in eine zweite Gotthardröhre und sechsspurige Autobahnen investiert werden – nicht zuletzt, damit Herr und Frau Schweizer schneller in die Ferien gelangen, heisst es.
Doch so spektakulär die Autoschlangen zu Ostern, Pfingsten und in der Ferienzeit am Gotthard auch sein mögen, die grossen Verkehrsprobleme sind die Alltagsstaus in den Agglomerationen. Diese sollen aber lediglich mit einem Zückerchen abgespiesen werden, während der Löwenanteil der Gelder in den Autobahnbau fliessen würde – in einem Land, das bereits über eines der dichtesten Strassennetze weltweit verfügt. Nicht nur wird das Autobahnnetz fertig gestellt, sondern zudem würden 400 km Autobahn ausgebaut.
Darüber hinaus würde Avanti noch bestehende Schweizer Ferienlandschaften zerstören, insbesondere in den Alpen. Denn der Pseudo-Gegenvorschlag höhlt den Alpenschutz aus und macht zugunsten der Strassenlobby den Weg frei für die von ihr geforderte zweite Gotthardstrassenröhre.
Die Entscheidungskompetenzen für die Strassenbauprogramme lägen beim Parlament, das ohne weitere Volksbefragungen den sofortigen Bau der zweiten Gotthardstrassenröhre beschliessen könnte – selbst wenn der Bundesrat diese als dritte Priorität erachtet.
Das Signal nach Europa wäre verheerend. Die EU erhielte quasi die Aufforderung, noch mehr Camions Richtung Schweiz zu schicken und sich noch weniger um die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu bemühen. Der Lastwagenflut würden Tür und Tor geöffnet, während Alpen- und Umweltschutz auf der Strecke blieben. Schon heute sind Luft- und Lärmbelastungen in den engen Alpentälern so hoch wie in Zürich zu Stosszeiten. Gesamtschweizerisch nähmen Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden zu. Womit Herr und Frau Schweizer wohl noch schneller in die Ferien fahren müssten.
von Anne-Lise Hilty, Verkehrsclub der Schweiz (VCS), www.verkehrsclub.ch
Weitere Informationen: Komitee Avanti-Nein, Postfach 8676, 3001 Bern, Tel. 031 318 66 50, Fax 031 328 82 01, mail@avanti-nein.ch, www.avanti-nein.ch
Falsches Signal an EU
Georg Willi, Fraktionspräsident der Grünen im Tiroler Landtag, warnte die Schweizerinnen und Schweizer im Rahmen einer Pressekonferenz der Alpen-Initiative: „Ein Ja zum Avanti-Gegenvorschlag und damit zur zweiten Röhre am Gotthard wäre ein falsches Signal an Europa.“ Die konsequente Schweizer Verkehrspolitik der letzten Jahre sei für viele europäischen Länder ein Vorbild gewesen und für die geplagten AnwohnerInnen der Transitrouten in Österreich auch ein Hoffnungszeichen: „Nehmt uns bitte diese Hoffnung nicht weg!“Quelle: Medienmitteilung der Alpen-Initiative vom 23. Dezember 2003, www.alpeninitiative.ch