Welche Voluntourismus-Angebote sind seriös?
Immer mehr Reisende möchten während ihrer Ferien Gutes tun. Wo früher Entwicklungs- oder Hilfsorganisationen, Naturschutzverbände oder Missionswerke selbst gezielt Freiwillige für Einsätze in ihren Projekten warben, konkurrieren sie heute immer öfter mit Reiseveranstaltern und gewerbsmässigen Vermittlungsagenturen um die Hilfswilligen. Entsprechend boomen die Angebote des "Voluntourism" – dem neuen Markt für Freiwilligen-Einsätze. Im Vordergrund steht dabei jedoch häufig das Geschäft und weniger die Arbeit, um die es in den Projekten geht.
Das birgt verschiedene Gefahren: Oft fehlt es an einem gleichberechtigten Austausch mit der gastgebenden Bevölkerung darüber, was wirklich gebraucht wird und wer wie lange für welchen Zweck kommen darf. Gleichzeitig werden die sogenannten Voluntouristen nicht mehr so genau geprüft: Schliesslich sind sie ja die Kunden. Schlimmstenfalls werden so Pädokriminelle in Kinderheime vermittelt oder schlecht vorbereitete und unerfahrene Freiwillige in gefährliche oder gar traumatisierende Situationen gebracht. Viele derart vermittelte Einsätze nutzen daher weder den Freiwilligen noch dem Projekt.
Den solche Freiwilligen-Einsätze sind ja nicht einfach Ferien: Da sollen sich etwa plötzlich unerfahrene Teenager aus dem Norden in komplexen, schwierigen Situationen in Entwicklungsländern bewähren, oft genug ohne entsprechende Vorbereitung. Motivierte Freiwillige stellen sich etwa Arbeit mit Kindern vor, während vor Ort aber Hilfe in der Küche benötigt wird. Umgekehrt hoffen die Partner auf erfahrene Allrounder, die jedes Problem anpacken und lösen, stossen aber auf Schulabgänger, die vielleicht noch nie gearbeitet haben. Beide Seiten unterschätzen zuweilen die für den Einsatz benötigten Kenntnisse und Qualifizierungen. Probleme entstehen zudem, wenn die Freiwilligen den Einheimischen Arbeitsplätze wegschnappen oder zumindest der Eindruck entsteht.
Das muss nicht sein. Natürlich gibt es auch gute Angebote, seriösen Vermittler und Reiseveranstalter. Wer das richtige Angebot finden will, muss kritisch sein und die richtigen Fragen stellen – zunächst an sich selbst:
Was kann und will ich für einen Einsatz leisten?
Wie soll das Verhältnis zwischen Freizeit und Arbeitseinsatz aussehen?
Wo möchte ich den Einsatz leisten?
Danach geht es an die Prüfung der Angebote und Veranstalter. Eine gute Vorlage bietet dazu die tourismuskritische Nichtregierungsorganisation Tourism Concern aus London mit ihren acht Qualitätsgrundsätzen:
- Ziel: Die gastgebenden Partner oder Einsatz-Gemeinden definieren erreichbare Ziele für den Einsatz.
- Marketing: Werbung und Bildmaterial des Anbieters ensprechen anerkannten guten Praktiken
- Auswahl: Faires, konsistentes und transparentes Auswahlverfahren
- Information vor dem Einsatz: Klare, akkurate Informationen über die aussendende Organisation und deren Partner, Programme und Einsatzorte.
- Einsatzvorbereitung: Angemessene Vorbereitung, Ausbildung und Einführung
- Unterstützung des/der Freiwilligen: Dem Einsatzort und dem/der Freiwilligen angepasste Unterstützung während des ganzen Einsatzes.
- Risk Management: Absicherung des persönlichen Schutzes, der Gesundheit und Sicherheit der Freiwilligen und der Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten.
- Monitoring und Evaluation: Laufende Überprüfung des Projektes, der Ergebnisse und der Gemeinnützigkeit.
Grundsätzlich gilt auch hier: Verträgliches Reisen bedeutet auch, die Umwelt zu schonen und in erster Linie das Wohl der gastgebenden Bevölkerung im Auge zu haben. Fragen sie beim Reiseveranstalter nach und holen Sie sich die Tipps dazu auf fairunterwegs.org.