Basel, 27.09.2008, akte/ Anlässlich des Welttourismustages 2008 in Lima Peru, zum Thema Klimawandel und Tourismus, haben verschiedene Organisationen der Zivilgesellschaft, darunter auch der arbeitskreis tourismus & entwicklung einen gemeinsamen Diskussionsbeitrag vorgelegt.
Wachstum schluckt Effizienzsteigerung: Es braucht neue Paradigmen
Die UN Welttourismusorganisation (UNWTO) jubelt über den neuen Rekord von 900 Millionen Touristenankünften als „unglaublichen Erfolg“. Doch damit wächst auch die Luftfahrt schneller als jeder andere Verursacher von Treibhausgasemissionen. Anstatt überhaupt nicht mehr zu fliegen – der einzig effektive Weg, CO2-Emissionen zu vermeiden – fordern die unterzeichneten Organisationen die Entscheidungsträger des Tourismus auf, vom einseitigen Wachstumsdenken als Erfolgsindikator abzukehren und stattdessen integrierte, ganzheitliche, klimafreundliche Tourismuskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Dazu gehören die Änderung des Reiseverhaltens (nähere Destinationen, weniger Reisen pro Person bei gleichzeitig längerer Verweildauer), Änderung der Beförderung (Verlagerung vom Flug und Auto auf Bahn und Bus, Optimierung der Passagiertransportkette) sowie Einsatz erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Bislang hätten die Reiseveranstalter nur dann Massnahmen zur Verringerung von CO2-Emissionen ergriffen, wenn diese im Einklang mit ihrer Strategie des stetigen Wachstums und der Ausweitung des Fernstreckensegments zu bringen seien, und hätten rein technologische Ansätze bevorzugt. Das reiche aber nicht aus zur Stabilisierung, geschweige denn zur Reduzierung der Gesamtemissionen. Ein ganzheitlicher Ansatz und umfassende Strategien der sozial- und Umweltverantwortung (CSR) der Reisewirtschaft müssten entwickelt und die Kundschaft für neue nachhaltige Produkte gewonnen werden.
Gute Absichtserklärungen endlich umsetzen!
Die Organisationen kritisieren die UN Welttourismusorganisation (UNWTO) dafür, zu sehr als Wirtschaftsverband und zu wenig als verantwortungsvolle Sonderorganisation zu handeln – wenn sie zum Beispiel den Dumping-CO2-Rechner der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) empfiehlt. Sie rufen dazu auf, die Konsequenzen aus den verschiedenen Stellungnahmen und Positionspapieren (z.B. die Davos-Deklaration oder den Global Code of Ethics) zu ziehen und endlich zu beginnen, ernsthafte Reduktionsmassnahmen zu ergreifen. Die angeblich positiven Armut mindernden und Einkommen schaffenden Effekte des Tourismus, wie sie die UNWTO unverdrossen behaupte, gelte es zu überprüfen – gerade auch angesichts von Hungeraufständen in Ländern mit hoch entwickelten Tourismusstrukturen wie Ägypten oder der Dominikanischen Republik.
Tourismus und Klimawandel hat mit Menschenrechten zu tun
Menschenrechtliche Aspekte gehörten mit zur Diskussion um Klimawandel und Tourismus. Es liege in der Verantwortung der Regierungen, aber auch der Reisebranche, über Strategien zur Prävention von humanitären Katastrophen nachzudenken. Sonst könnten altbekannte Probleme des Tourismus durch den Klimawandel verschärft werden. Deshalb seien Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und des Kinderschutzes sowie die Sicherung der Landrechte der lokalen und indigenen Bevölkerung zu diskutieren und die gemeindebezogener Selbstorganisation in den touristischen Zielgebieten zu unterstützen und zu fördern. Die Organisationen fordern ausserdem einen gerechten Zugang zu den Ressourcen, Konzepte der Katastrophenvorsorge, Arbeitsrechte und soziale Abfederung der Menschen, die im Tourismus arbeiten sowie die faire Verteilung der durch den Tourismus generierten Gewinne. „Good Governance“ sei dafür Voraussetzung.
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