«Widerspruch»: Dreissig Jahre linke Diskussionskultur
Die in Zürich erscheinende Zeitschrift "Widerspruch" kann mit dem neuen Heft 60 auf dreissig Jahre linke Diskussionskultur zurückblicken, die auch über die Schweiz hinaus Resonanz findet. In den halbjährlichen Themenheften sind immer wieder Beiträge von gewerkschaftlicher Seite zu lesen, so auch im aktuellen und materialreichen Heft, das zwei Schwerpunkte enthält. Mit blick auf die nationalen Wahlen vom 23. Oktober stehen zum einen Demokratisierungsprozesse in verschiedenen Kontexten im Vordergrund, die sich entschieden auch gegen den politisch-kulturellen Machtanspruch von rechtsbürgerlichen und rechtsnationalen beziehungsweise ausländerfeindlichen Parteien richten. So macht Anni Lanz auf den zunehmenden Betreuungsnotstand aufmerksam, in dem sich viele Sans-Papiere befinden; sie sehen sich von den Parteien alleingelassen.
Dass Frauen in der Schweiz immer noch gegen Lohndiskriminierung zu kämpfen haben, ist für Therese Wüthrich ein anhaltender Skandal und Grund, die Gleichstellung- und neue Arbeitszeitpolitik voranzutreiben. denn für immer mehr Frauen spitzt sich die Lage zu und ihre "Geduld hat Grenzen" – Warum Frauenquoten allein nicht ausreichen, zeigt Gisela Notz auf.
In den folgenden Herbstwahlen wird es laut Daniel Vischer auch darum gehen, ob durch sachpolitische Annäherungen und bündnispolitische Weichenstellungen neue parlamentarische Mehrheiten für eine links-grüne Zukunft möglich werden. In dieser Perspektive lässt sich ebenso Willy Spielers Konzept der "sozial-ökologischen Wirtschaftsdemokratie" verstehen; mit guten Argumenten plädiert er für die Fortsetzung der sehr kontrovers verlaufenden SP-Programmdebatte.
Nachdem der Nationalrat am 8. Juni den Atomausstieg beschlossen hat, geht es im zweiten Schwerpunkt "Energiewende nach Fukushima" um kritische Einschätzungen und energiepolitische Strategien in der Schweiz. Hierzu schreiben unter anderen Oliver Fahrni, Niklaus Scherr, Rolf Zimmermann, Balthasar Glättli und P.M. diese Debatten über alternative Energiepolitik sowie über das arbeiten und Leben jenseits des Wachstumszwangs sind dringlich, ganz losgelöst davon, dass die Atomlobby weitermacht und fest mit dem Vergessen kalkuliert.
Widerspruch. Beiträge zu sozialistischer Politik, Nr. 60. 224 Seiten, CHF 25.00, (Abonnement CHF 40.00), zu beziehen im Buchhandel oder bei WIDERSPRUCH, Postfach, 8031 Zürich, Tel./Fax +41 (0)44 273 03 02, vertrieb@widerspruch.ch ,
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Dieser Beitrag erschien in "syndicom", der vierzehntäglich erscheinenden Zeitung der Gewerkschaft Medien und Kommunikation, am 9. September 2011. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.