1991 lancierte die Schweizer Chartergesellschaft Balair die Aktion, an Maledivenreisende Abfalltüten zu verteilen mit der Aufforderung, Kunststoffabfälle zu sammeln und mit nach Hause zu nehmen, damit sie die ökologisch fragile Korallenwelt ihres Gastlandes nicht noch zusätzlich belasten. Der Aufmerksamkeit engagierter Reisender war nicht entgangen, dass die Umweltaktion über die letzten Monate ins Stocken geraten war: Einige Gäste erhielten die Plastiktüte, andere die anfangs 1993 erarbeitete und vom WWF Schweiz mitherausgegebene Begleitbroschüre, noch andere gar nichts. Auf Anfrage bekräftigte nun die Balair dem AkT+E gegenüber, dass die Aktion klar weitergeführt werde, da sie beim Publikum auf ein sehrpositives Echo gestossen sei. Unterbrechungen seien höchstens auf Nachlieferungsengpässe zurückzuführen. Das grösste Problem allerdings, die Rückführung der gesammelten Abfälle, sei noch immer nicht gelöst. Dafür stehe Balair jetzt auch in Verhandlungen mit der deutschen Chartergesellschaft L TU. Das im September 1993 lancierte LTU‑Ökoprojekt hat bei den Maledivenpassagieren unerwartet grossen Anklang gefunden. Die umweltbewussten Reisenden brachten nicht wie erwartet die Hälfte sondern 80 bis 85 Prozent der ausgeteilten 30‑Liter‑Abfallsäcke am Ende ihres Urlaubs gefüllt zurück in die von der L 77J zum Heimtransport bereitgestellten Container am Flughafen Male. Dadurch wurden bisher über 300 Tonnen Kehricht von den Malediven nach Deutschland geflogen. Sicher ist diese Öko‑Aktion mit einigen Kosten für die LTU verbunden. Doch das Unternehmen rechnet, dass sich diese Investition bereits mittelfristig lohnt, weil es insgesamt billiger zu stehen kommt, die Malediven als Ferienparadies zu erhalten, als eine neue Destination aufbauen zu müssen. Es ist in jüngster Zeit ‑ wohl auch rezessionsbedingt ‑ sehr still geworden um die Umweltmassnahmen in der Reisebranche, die noch anlässlich der Rio‑Konferenz etwa in aller Munde waren. Sicher bedeuten die wenigen Projekte zum Schutz der Umwelt, die überhaupt je umgesetzt wurden, oft nur das sprichwörtliche Tröpfchen auf den heissen Stein. Doch Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit der Reisekundschaft zahlt sich aus, um nicht auch dieses noch sang‑ und klanglos verschwinden zu lassen.
akT+E‑Recherchen Dezember 94; Taucherrevue 76/94; M. Walker: Malediven­ Bildband, Mit‑Press Stuttgart Dezember 94; Hamburger Abendblatt 5./6.11.94/cp