Das Kernstück der Studie ist eine Online-Umfrage bei Geschäftsreisenden, Nachhaltigkeitsverantwortlichen und Geschäftsreise-Verantwortlichen. Die wichtigsten Umfrageergebnisse:

Die Mehrheit der Teilnehmenden bevorzugt eigentlich Onlinemeetings.

Die Hälfte der Befragten erfassen Daten wie die Aufenthaltsdauer, Anzahl der Reisen und CO2-Emissionen ihrer Geschäftsreisen. Der Fokus liegt somit auf Klimaauswirkungen. Mithin besteht die Gefahr, dass Klimaschutz mit Nachhaltigkeit gleichgesetzt wird.

Reiserichtlinien werden bei der Planung einer Geschäftsreise als wichtig und verbindlich betrachtet. Derzeit beziehen sie sich vor allem aufs Klima, während andere Bereiche wie Menschenrechte und Tierschutze momentan kaum Beachtung finden. Umgekehrt erachtet die Mehrheit der Befragten Nachhaltigkeitszertifikate als (eher) unwichtig.

Nachhaltigkeit muss von der Führung vorgelebt werden. Dies geschieht auch bei der Mehrheit der Unternehmen, allerdings engagiert sich nur ein Drittel der Führungskräfte stark oder sehr stark.

Auch in dieser Studie bestätigt sich der Trend: «Es wird weniger gereist, dafür länger».

Bei Anreizsystemen und Umsetzungsmechanismen gehen die Meinungen der Befragten auseinander. Am meisten Anklang findet die Implementierung von verbindlichen Vorgaben. Für die Mehrheit ist es ein Anreiz, Geschäftsreisen mit einem verlängerten Wochenende, mit Arbeit und Ferien (Workation) oder auch Geschäft und Freizeit (Bleisure Travel) verbinden zu können. Erstaunlicherweise erachten 80 Prozent der Befragten Loyalitätsprogramme wie Vielfliegerprogramme als (eher) unwichtig.

Einige Empfehlungen 

Im Zentrum fairer Geschäftsreisen stehen Reiserichtlinien, die alle drei Nachhaltigkeitsdimensionen (sozial, ökonomisch und ökologisch) enthalten.

Standards für Menschenrechte und Klimaschutz können bedeuten, dass nur noch Partnerunternehmen berücksichtigt werden, welche nachweislich (zum Beispiel durch Zertifikate) die Menschenrechte einhalten.

Es ist entscheidend, dass die Führungsebene sich auch an die Vorgaben hält und engagiert vorangeht.

Die Einführung von Anreizsystemen fördert faire Geschäftsreisen. Anreize können die interne Bepreisung des CO2-Ausstosses sein, Anrechnen der Fahrzeit als Arbeitszeit oder Motivationen zum Verlängern der Aufenthaltsdauer. Umgekehrt sollten Loyalitätsprogramme abgeschafft werden.

Zur Studie 

Die Studie war eine Bachelorarbeit an der Hochschule Luzern im Studiengang Tourismus. Sie wurde von Melanie Widmer erstellt und Prof. Dr. Fabian Weber betreut. Dabei wurde eine halbstandardisierte Online-Umfrage durchgeführt, die über diverse Kanäle gestreut worden ist. Der Rücklauf betrug 116 Antworten. Davon stammen 93 aus der Schweiz und Lichtenstein. Die Antworten sind nicht repräsentativ, aussagekräftig sind sie dennoch.