Wie gestalte ich Begegnungen im Gastland für alle Seiten angenehm?
Wie vermeide ich Fettnäpfchen?
Zuhause wissen wir, welche Begrüssung sich gehört, welche Kleidung angebracht ist und welche Gesprächsthemen oder Gesten tabu sind. Das gibt uns Sicherheit und das Wissen dazuzugehören. Stossen wir auf andere Verhaltensweisen, reagieren wir verunsichert und gestresst. Damit Sie Begegnungen auch während der Ferien im Ausland geniessen und Fettnäpfchen vermeiden können, sollten Sie die nachfolgenden Regeln beachten.
Informieren Sie sich über die Kultur, in die Sie sich hineinbegeben.
Die gröbsten Fettnäpfchen lassen sich vermeiden, wenn Sie sich vor jeder Reise über die wichtigsten "dos and don’ts" informieren: also was man tun, beziehungsweise unterlassen sollte. Wie müssen Sie sich kleiden? Wo dürfen Sie fotografieren, wo nicht? Welches sind die wichtigsten Umgangsformen und Sitten beim Essen? Wo gehört Feilschen zum guten Ton? Wie steht’s mit Trinkgeld? Welche paar Sätze oder Worte in der lokalen Sprache sind hilfreich? Lesen Sie einen qualitativ guten Reiseführer, der Ihnen nicht nur die Sitten und Gebräuche eines Landes erklärt, sondern auch deren Hintergründe: Warum dürfen in Asien die Fusssohlen nicht auf Menschen oder Statuen von Gottheiten zeigen? Wer darf wem wann die Hand geben und wo unterlässt man dies besser? Warum ist in Spanien Vorsicht angebracht, wenn Sie sich über die Franco-Zeiten unterhalten wollen?
Machen Sie sich Ihren eigenen kulturellen Hintergrund bewusst.
Gewisse Werte wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, religiöse Freiheit, Bewegungs- und Meinungsfreiheit und Menschenrechte sind vielen von uns wichtig. Es ist daher ratsam, sich schon vor der Reise zu überlegen, an welchen Werten wir im Gastland festhalten können und wollen und welche wir während der Ferien zurückstellen, damit wir offen sind für neue Erfahrungen und anderen nicht unsere Weltsicht aufdrängen. Das schützt vor dem Fettnäpfchen der Selbstgerechtigkeit.
Nicht selten werden aber eigene ethische und kulturelle Werte in den Ferien vergessen. Ferien sind eine Ausnahmesituation, eine Pause vom Alltag. Sie können zu einem Verhalten verleiten, das Sie sich in Ihrer Heimat nicht erlauben würden. Setzen Sie sich schon vorher Grenzen (bei sexuellen Abenteuern, Alkohol, Einkaufstouren). So vermeiden Sie, über die Stränge zu hauen und dies später zu bereuen. Bedenken Sie, dass Sie zwar aus Ihrem Alltag austreten, später aber mit gutem Gewissen wieder zurückkehren möchten. Beachten Sie auch, dass die Lokalbevölkerung keine Ferien hat und Sie in Ihrem Alltag wohl auch nicht übermässig durch Touristen gestört werden möchten.
Schlüpfen Sie in die Haut der anderen
Sie gehören zu den fünf bis acht Prozent der Privilegierten dieser Welt, die sich Auslandferien leisten und sich von neuen Eindrücken inspirieren lassen können. Zwischen Ihnen und den Reiseleitern, Taxifahrern, Zimmerfrauen und Souvenirverkäuferinnen, die sich eine solche Reise nicht leisten können, besteht daher ein Machtgefälle. Noch extremer ist der Unterschied zu denjenigen, die für den Bau touristischer Infrastrukturen von ihrem Land vertrieben wurden. Blenden Sie die Armut in Ihrem Reiseland nicht einfach aus, sondern lassen Sie sich beeindrucken. Vielleicht finden Sie im Land selbst oder nach Ihrer Rückkehr einen Weg, auf eine sinnvolle Weise zu helfen.
Reduzieren Sie aber das Land auch nicht auf seine Armut und Schönheit – versuchen Sie etwas von den (Über-)Lebensstrategien der Lokalbevölkerung mitzubekommen. So vermeiden Sie die Fettnäpfchen Hochmut und Gleichgültigkeit.
Seien Sie offen, aber nicht naiv: Informieren Sie sich!
Wir leben in einem relativ sicheren Land und sind es gewohnt, uns frei bewegen zu können. Daher fällt es uns nicht immer leicht, die Sicherheitsrisiken in einem Reisegebiet richtig einzuschätzen. Hilfreich sind weder blinde Offenheit noch Hysterie. Informieren Sie sich vor der Reise über die politische Situation in Ihrem Feriengebiet und lesen Sie die Reisehinweise des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), des deutschen Auswärtigen Amts oder des österreichischen Aussenministeriums. Fragen Sie vor Ort, wo Sie eventuell vorsichtig sein müssen und mischen Sie sich lieber nicht in Konfliktsituationen ein.