1. Wie will das Unternehmen zur Nachhaltigkeit beitragen?

Ecobnb möchte ermöglichen, dass "jeder Urlaub zu einer authentischen Reise wird, die die Umwelt und die lokale Gemeinschaft respektiert. Letztlich ist es eine Buchungsplattform mit Unterkünften, die 5 aus zehn ökologischen Kriterien erfüllen.

2. Was sind die Nachhaltigkeitskriterien von Ecobnb?

Der Zugang ist für Anbieter sehr niederschwellig, denn drei Kriterien – Energiesparlampen, Wasserdurchflussverminderer und Wiederverwendung von Regenwasser – können mit einem einmaligen kleinen Aufwand erledigt werden. Schon mehr ins Gewicht fallen würden die autofreie Anfahrt, der Energieverbrauch von weniger als 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter, die Reinigung mit ökologischen Reinigungsmitteln oder die 80 Prozent Abfallverwertung. Die Bio-Lebensmittel sind zwar zu begrüssen, aber wenn sie anstelle regionaler Lebensmittel von Übersee eingeflogen werden, ist ihre Ökobilanz fraglich.

3. Wie weit decken die Kriterien eine umfassende sozial-wirtschaftlich-ökologische Nachhaltigkeit ab?

Kriterien, die das Versprechen abdecken, die lokale Bevölkerung zu respektieren, sucht man vergeblich. Ebenso soziale Kriterien wie Anstellungsbedingungen oder die Respektierung von Menschenrechten generell (Kinderschutz, Schutz vor Diskriminierung usw.).

4. Sind sie transparent ausgewiesen, wie werden sie überprüft?

Die Kriterien stehen prominent auf der Website von Ecobnb. Deren Einhaltung wird allerdings nicht überprüft. Ecobnb verlässt sich voll und ganz auf die Angaben der Unterkunftsanbieter und zählt auf die Rückmeldungen der KundInnen, die das Unternehmen nach eigenem Gutdünken publiziert oder nicht. Ecobnb schreibt in ihren AGBs, auch die Eignung der Angebote zur Unterbringung der Gäste werde nicht kontrolliert.

5. Welches Engagement zeigt der Betrieb selber für die Nachhaltigkeit (nicht bloss seine Zulieferer oder Mitarbeitenden)?

Die Server der Ecobnb werden zu 100% mit lokal produzierten erneuerbaren Energiequellen betrieben.  Es gibt nirgendwo Angaben über Arbeitsbedingungen/Löhne bei ecobnb, oder auch über Massnahmen zur Kompensation des durch die Plattform verursachten CO2. Gemäss eigenen Angaben ermutigt Ecobnb Reisende zu einer umweltschonenden Anreise und informiert, wie viel CO2 durch die Buchung auf Ecobnb gespart wurden – allerdings scheint es sich dabei um geschätzte Mittelwerte zu handeln. Es gibt keine Informationen, ob über die Darstellung der 10 Kriterien hinaus etwas für die Qualifizierung der eingetragenen Betriebe geleistet wird. Und ebenso fehlen Angaben, ob Ecobnb seine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht wahrnimmt, zum Beispiel mit einer Abklärung, ob durch die aufgeführten Angebote Menschenrechte verletzt werden (Ein Angebot liegt zum Beispiel in Essaouira in der Westsahara). 

6. Wie geht der Betrieb mit persönlichen Daten um?

Ecobnb scheint keine Daten an Dritte zu verkaufen, hat aber eine Kooperation mit einer Firma, die kommerziell Testpersonen rekrutiert, sowie mit Zulieferern die Webformulare erstellen beziehungsweise automatische Korrespondenzmails versenden. Im Übrigen sind es vor allem nutzungsbezogene Daten, die erhoben werden, sowie Analysedaten, die anonym ausgewertet werden.

7. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn bei der Buchung etwas schiefläuft?

Ecobnb hat in den AGBs einen langen Disclaimer und entbindet sich jeglicher Verantwortung in Bezug auf das Geschäft zwischen Anbieter und Kunde, das Ecobnb lediglich vermittle. Es lohnt sich für die KundInnen, sich gut über die angebotenen Unterkünfte zu informieren.

8. Wie finanziert sich das Unternehmen und wo zahlt es Steuern?

Das Ecobnb-Buchungs-Innovationsprojekt wurde 2018 im Rahmen des operationellen Regionalentwicklungsprogramms 2014-2020 der Autonomen Provinz Trient unterstützt, mit Kofinanzierung durch die Europäische Union – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, den italienischen Staat und die Autonome Provinz Trient. Das Geschäftsmodell sieht vor, dass die Anbieter entweder gegen ein Abonnement ihren Eintrag abgelten – dann wird das Angebot höher gelistet, oder eine Kommission in der Höhe von 10 Prozent bezahlen, was im Vergleich zu anderen Buchungsplattformen fair erscheint.  

Ecobnb ist eine in Alto Adige, Trento, Norditalien eingetragene GmbH. Italienische Unternehmen unterliegen einer Körperschaftssteuer von 24 Prozent und einer regionalen Produktionssteuer von 3.9 Prozent. Eine Digitalsteuer von 3 Prozent wird seit diesem Jahr in Italien bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 750 Millionen Euro erhoben – da wird Ecobnb mit seinen ca. 2’800 Anbietern vermutlich noch nicht dazugehören. Die Unternehmenssteuern sind in Italien eher höher als in anderen europäischen Ländern.

9. Gibt es kritische Meldungen über das Unternehmen?

In der Presse wird das Startup Unternehmen gelobt. 2017 erhielt es den zweiten Preis der UNWTO-Awards für Innovationen in den Unternehmen.

10. Nützt das Angebot der Lokalbevölkerung oder schadet es?

Es ist zu hoffen, dass ein erster Zugang zu einem Angebot, das ökologischer sein soll, das Interesse der Kunden weckt, später noch auf mehr Nachhaltigkeitsaspekte zu achten. Das würde langfristig auch der Lokalbevölkerung dienen.

Fazit

Ecobnb ist auch für Menschen interessant, die sich eher oberflächlich für Nachhaltigkeit interessieren, oder für solche, die einfach etwas andere Angebote suchen. Punkto Nachhaltigkeit gibt es aber viel Luft nach oben.