Dass die lang herbeigesehnten Ferien mit Notmassnahmen von Seiten der Behörden eingeschränkt werden, um Wasser zu sparen, ist unangenehm und kann die Ferienstimmung trüben. Die grösseren Verlierer sind aber oftmals die Einwohner der betroffenen Regionen: Für sie stehen nicht nur sorgenfreie Ferien auf dem Spiel, sondern oft ihre Lebensgrundlagen. Und mit jedem Touristen wird das so dringend gebrauchte Wasser noch knapper.  

Häufig entbrennt ein Konkurrenzkampf zwischen dem Trinkwasserbedarf der lokalen Bevölkerung, dem Wasserverbrauch für touristische Infrastruktur, der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie. 30-mal mehr Wasser braucht ein Reisender im Durchschnitt pro Person pro Tag im Vergleich zum Einheimischen. Das sind weltweit im Durchschnitt 6´575 Liter. Extrembeispiele, wie das indische Goa, wo Gäste von Luxushotels pro Tag 1´785 Liter Wasser verbrauchen, während die Bewohner*innen mit 14 Litern Wasser auskommen müssen, schockieren.  

Aber auch in unseren Breitengraden ist der Kampf um das kühle Nass zunehmend Realität. Am Gardasee – wo diesen Sommer Wasser über Schleusen in den Po abgelassen wurde, um einer drohenden Umweltkatastrophe durch Dürre entgegenzuwirken – berichteten verschiedene italienische Medien bereits von einem „Wasserkrieg“ um den grössten See Italiens.

Das Dilemma liegt offen: Der Tourismus verschärft die Wasserknappheit und damit die Situation der Lokalbevölkerung. Gleichzeitig ist die Tourismusbranche in vielen Regionen ein nicht wegzudenkender Baustein der lokalen Wirtschaft. Einen dementsprechenden Aufschrei gab es am Gardasee, als Urlauber*innen, vor allem aus Deutschland, ihre Reise in den Süden diesen Sommer absagten. Um die von der Pandemie gebeutelten Tourismusindustrie nicht weiter zu schädigen, weigerten sich die Gemeinden rund um den See, noch mehr Wasser an die Regionen abzugeben, die es so dringend brauchten.  

fairunterwegs-Tipp

Berechne deinen Wasserfussabdruck und versuche deinen Verbrauch bei deiner nächsten Reise bewusst zu reduzieren! 

Aber auch die eigene Existenzgrundlage droht der wasserintensive Tourismus in vielen Ländern zu zerstören: Wichtiges Weltkulturerbe, wie die Jahrtausende alte Ruinenstadt Angkor Wat in Kambodscha läuft Gefahr, in sich zusammenzustürzen. Grund dafür ist ein massiver Touristenboom, der die Wasserressourcen stark beansprucht. Um der Wasserknappheit entgegenzuwirken, sehen sich die Behörden gezwungen, das Grundwasser anzuzapfen. Das wiederum führt zu einer Absenkung des Bodens, auf dem die Tempel stehen – und gefährdet ihre Standfestigkeit. 

Wenn ich als Tourist*in also dazu beitragen kann, die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort zu erhalten, warum sollte ich das nicht tun? Sparsam mit knappen Ressourcen umgehen und verantwortungsvoll unterwegs sein ist das, was Feriengäste in trockenen Regionen tun können und müssen. Auch wenn es für die eigene Reise bedeutet, die Wahl der Destination zu überdenken, auf den Luxus eines Swimmingpools und Golfplatzes zu verzichten oder das Duschen um ein paar Minuten zu verkürzen. 

4 Dinge, die dir beim Wassersparen helfen

  1. Vermeide die Hotspots des Massentourismus und Reisen in sehr trockene Gebiete, um die Wasserreserven nicht zu übernutzen.  
  2. Verzichte auf wasserintensive Aktivitäten wie Wellnessen oder Golfen dort, wo das Wasser schon knapp ist 

  3. Dusche kürzer und wechsle dein Handtuch weniger oft 
  4. Buche zertifizierte Unterkünfte, die auf ihren Wasserverbrauch achten