Wiederaufflammen der Kämpfe im Süden Senegals:
Die Hotels sind leer. Seit mehreren Wochen ist keine Reservation mehr eingetroffen. Die TouristInnen haben ihre Koffer gepackt, als im vergangenen August die Auseinandersetzungen zwischen den senegalesischen Streitkräften und der Unabhängigkeitsbewegung wieder aufflammten. Dies nachdem in der Casamance – der Region im südlichen Senegal, die durch Gambia vom nördlichen Teil Senegals getrennt ist – nahezu 18 Monate lang relative Ruhe herrschte und sogar ein fragiler «Friedensprozess» in Gang gekommen war (s. AkT&E‑Kurznachrichten 4/95). Die neuesten Auseinandersetzungen des über 15 Jahre dauernden Kampfes zwischen der Unabhängigkeitsbewegung (Mouvement des forces démocratiques de la Casamance – MFDC) und der senegalesischen Armee haben schon wieder Dutzende von Opfern auf beiden Seiten gefordert, und die gegenseitigen Vergeltungsschläge sparen laut Beobachtern auch die Zivilbevölkerung nicht aus. Ende August wurde ein hoher Verantwortlicher des MFDC, Sarani Manga Badian, aus seinem Haus verschleppt und Tage später tot aufgefunden. Amnesty International hat eine Delegation in den südlichen Senegal entsandt und Ende September mit einer Meldung auf die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in der Casamance aufmerksam gemacht. Die Menschenrechtsorganisation fordert die sofortige Einstellung der Hinrichtungen und Folterungen von Zivilpersonen, die Freilassung der politischen Gefangenen sowie ernsthafte Friedensbemühungen von beiden Parteien. Doch die Chancen dafür scheinen gering. Derweil erfährt der Tourismus, der kaum Zeit hatte sich zu erholen, erneut einen totalen Einbruch. Die französischen und amerikanischen Behörden haben ihren Landsleuten von Reisen in die Casamance abgeraten. Der Konsularische Schutz des Auswärtigen Amtes (EDA) in Bern hat bislang auf diesbezügliche Warnungen oder Empfehlungen verzichtet, weil die Nachfrage von Schweizer Reisenden nach der Casamance sehr gering sei.
Quellen: Le Monde 1. 10. 1997; Le Journal du Pays, Grand Mensuel Casamançais, Septembre 1997; Communiqué d’Amnesty International 25.9.1997, Recherchen des AkT&E/cp