Wieso stehen wir alljährlich im Osterstau?
1. Grund: Der Stau ist eingeplant
«Die Frage unterstellt ein bisschen: wie kann man nur so bescheuert sein und in einen sicheren Stau fahren?", stellt Martin Lohmann klar. Denn: den meisten Osterurlaubern ist es sehr bewusst, dass sie im Stau stehen werden. Der Stau ist sogar bei den meisten schon in die Reise eingeplant oder man einigt sich auf einen Umweg, um den Stau zu umfahren. Sie nehmen die Unannehmlichkeiten an, weil diese sie auf der Reise nicht stören. Kommt noch die "mich triffts schon nicht" Einstellung dazu, die einen dann doch auf die A2 Richtung Gotthardt führt.
2. Grund: «Availability»
«Nur einmal im Jahr haben so viele gleichzeitig vier Feiertage am Stück. Die Kinder müssen nicht in die Schule und die Eltern müssen nicht zur Arbeit. Dazu kommt, dass die Osterfeiertage kantons- und bundesländerübergreifend sind, sodass es noch viel einfacher ist, einen gemeinsamen Kurzurlaub zu planen». Alle können zusammen unterwegs sein: Der Osterstau hat also einfach mit dieser «Availability», Verfügbarkeit, zu tun.
3. Grund: Frühlingsgefühle
Dazu kommen die, bei allen erwachten, Frühlingsgefühle. «Wäre Ostern im November, würden wohl weniger wegfahren», meint Lohmann. Fällt beispielsweise Ostern in den März, können wir sehen, dass immer noch viele im April übers Wochenende wegfahren. Es ist also nicht nur Ostern, sondern auch das schöne Wetter, das die Nordländerinnen und Nordländer in den Süden treibt.
4. Grund: Besuchszeit
Wie an Weihnachten ist viel Verkehr an Ostern Besuchsverkehr. Das Osterfest wird mit Eiersuche, Schokohasen und Osterzopf gefeiert. Die Grosseltern werden besucht, Tante und Onkel schauen auch vorbei und alle haben Zeit, weil die ganze Familie frei hat. Diese soziale Komponente verlangt, dass man dann zum Besuch fährt, wenn die anderen Zeit haben, und natürlich nicht, wenn sie keine Zeit haben.
Und wie weiter?
Ob sich der Osterstau irgendwann auflösen wird, ist sich Lohmann nicht sicher. Doch allein durch die erhöhten Benzinpreise werden einige Osterurlauber dieses Jahr den Zug anstelle des Autos nehmen. Auch wurde in den letzten Jahren das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen immer grösser. Diese Einstellungsänderung könnte dazu führen, dass wir in einigen Jahren tatsächlich mehr Zugfahrerinnen und weniger Stau haben.
Dennoch «die Forderung möglichst nachhaltig zu reisen, kann ich auch dann anbringen, wenn Leute aus guten Gründen verreisen. Auch dann macht es Sinn, anzuhalten, sich was anzugucken ein Reiseziel in der Nähe zu suchen und ein Verkehrsmittel zu wählen, das weniger Dreck macht.»