World Tourism Organization: Tourism and Poverty Alleviation
Jahrelang haben internationale Spitzenverbände des Tourismus und Tourismusförderkreise, wie sie in der Welttourismusorganisation (WTO-OMT) zusammengefasst sind, einfach verkündet, der Tourismus trage weltweit zur Bekämpfung der Armut bei, ja gehöre sogar zu den besten, probatesten Mitteln der Armutsüberwindung. Im Frühjahr 2001 noch legte die WTO-OMT einen Bericht vor, wie 49 der ärmsten Länder der Welt (LDC) ihre volkswirtschaftlichen Bilanzen dank dem Tourismus kräftig aufmöbeln konnten, dies allerdings ohne genauer auf die Kriterien der „Erfolgstories“ einzugehen noch Details darüber zu liefern, wie sich der Ertrag gerade auf die Ärmsten in den betreffenden Ländern auswirkt (s. akte-Kuna 4/2001). Dass so pauschal nicht alles mit der Armutsbekämpfung dank dem Tourismus zum Besten steht, macht die WTO-OMT nun erstmals deutlich mit ihrem Bericht: „Tourism and Poverty Alleviation“, den sie gerade noch rechtzeitig zum Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung von Johannesburg vorgelegt hat. „Tourismus hat ein riesiges Potenzial, Entwicklungsmöglichkeiten für die Armen zu schaffen. Lasst es uns weise und bald nutzen“ lautet die Devise des Berichtes. Und er listet zum ersten Mal auch Kriterien auf, wie der Tourismus zur Überwindung der Armut beitragen kann. Die Kriterien und Empfehlungen stammen im Wesentlichen aus den „pro poor tourism“-Studien der Fachleute des International Centre for Responsible Tourism, des Overseas Development Institute, des International Institute for Environment and Development, welche im Auftrag des britischen Entwicklungsdienstes Department for International Development seit Jahren äusserst interessante Fallbeispiele zu Tourismus und Armut in verschiedenen Ländern erarbeitet haben (s. akte-Kuna 4/2001). Im Bericht entwirft die WTO-OMT auch eine neue Strategie, ST-EP, Sustainable Tourism – Eliminating Poverty, die relevante Wirtschaftspartner aus dem Tourismus, kapitalkräftige Auslandsinvestoren und Tourismusfachleute und -berater zusammenbringen und eine Stiftung schaffen will, um künftig Gemeinden und Kleinbetriebe besser am Tourismus teilhaben zu lassen. Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Berichtes zeigen, dass WTO-OMT Wert auf eine breite Beteiligung von Wirtschaft und Zivilgesellschaft für einen sozialverträglicheren Tourismus legt. Das deutet klar auf einen Paradigma-Wechsel in der internationalen Tourismuspolitik auf mehr soziale Verantwortung und Partizipation breiterer Bevölkerungsschichten hin. Kein deutlicher Gesinnungswechsel zeichnet sich im Bericht allerdings ab, wenn es um die internationalen wirtschafts-, finanz- und handelspolitischen Rahmenbedingungen geht, wo heute die einschneidensten Entscheide über künftige Tourismusentwicklungen gefällt werden. IWF und Weltbank sind im Forderungekatalog unseres Wissens gar nicht erwähnt; die Welthandelsorganisation (WTO-OMC) wird als Partner von ST-EP für künftige Verhandlungen aufgeführt, wobei die Tagungsordnung dazu sehr vage gehalten wird.
World Tourism Organization (WTO) Madrid 2002, 115 Seiten, ISBN 92-844-0549-1
zu beziehen bei: WTO, Capitán Haya 42, E-28020 Madrid, omt@world-tourism.org, www.world-tourism.org