Treibstoffe aus Pflanzen werden – trotz aller Kritik – noch immer als umwelt- und klimafreundliche Lösung für unsere Energieversorgung propagiert. In der Schweiz stehen zurzeit drei Grossprojekte zur Diskussion, darunter auch eines der Green Bio Fuel AG in Bad Zurzach. Dort soll aus den ölhaltigen Jatropha-Nüssen aus Mosambik Biodiesel hergestellt werden. Für die Bevölkerung und die Umwelt im südafrikanischen Mosambik ergeben sich daraus nur Vorteile, so die Green Bio Fuel AG. Jatropha sei eine anspruchslose Pflanze, die kaum Wasser brauche und auch auf schlechten Böden gedeihe. Mosambikanischen Bauern böte sie eine gute Möglichkeit, Einkommen zu erwirtschaften. SWISSAID wollte es genauer wissen und gabeine Studie vor Ort in Auftrag.

Jatropha statt Nahrung
Der von der Umweltorganisation Justicia Ambiental und dem Bauernverband aus Mosambik verfasste Bericht kommt zu folgendem Schluss: «Bereits heute ist klar, dass Jatropha Mosambiks nachhaltige Entwicklung nicht fördert.» Dafür gibt es laut dem Autorenteam zwei Gründe: Jatropha verdrängt erstens den Anbau von Nahrungspflanzen. Und die Kleinbauern ziehen zweitens kaum Profit aus dem Anbau der Export-Pflanze. Denn Bäuerinnen und Bauern fehlen sowohl das nötige Wissen für den Anbau der Pflanze als auch Lagermöglichkeiten und Marktzugang. Darüber hinaus wird Jatropha – entgegen den Beteuerungen der Promotoren – fast nur auf guten, bewässerten landwirtschaftlichen Nutzflächen angebaut, unter Verwendung von Dünger und Pestiziden. Zudem führen Bestechung und falsche Versprechen immer wieder dazu, dass die lokale Bevölkerung den Zugriff auf ihr Land verliert: Allein 2007 wollten Investoren fünf Millionen Hektar Land erschliessen, um darauf Jatropha zu kultivieren – eine Fläche grösser als die Schweiz.

SWISSAID fordert Einfuhrverbot
Damit wird einmal mehr der Mythos von der Wunder- und Wüstenpflanze Jatropha widerlegt. Ähnliche Studien aus Swasiland, Westafrika und Indien weisen in die gleiche Richtung. Sobald Pflanzen industriell für den Export zur Agrotreibstoffproduktion angebaut werden, haben die einheimische Bevölkerung und die Umwelt das Nachsehen. Die beiden Organisationen, die die Studie zu Jatropha verfasst haben, empfehlen deshalb ein Moratorium für die Produktion von Agrotreibstoffen in Mosambik. Für SWISSAID ist damit klar, dass die Schweiz keine Agrotreibstoffe einführen darf, die auf Kosten der Bevölkerung in Entwicklungsländern produziert wurden. Dazu gehört auch Jatropha. Nationalrat und SWISSAID- Präsident Rudolf Rechsteiner setzt sich mit seiner Parlamentarischen Initiative seit Oktober 2008 für ein Einfuhrverbot ein.

Die Studie (englisch) sowie eine Zusammenfassung gibt es auf www.swissaid.ch/agrotreibstoffe
Der Beitrag erschien im Swissaid-Spiegel 5/09 vom November 2009, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung