Yaşar Kemal: Der Granatapfelbaum
(Hüyükteki Nar Agaci, 1982. Aus dem Türkischen von Cornelius Bischoff)
Unionsverlag, Zürich 2002
127 S., € 14.80 / Fr. 25.80
ISBN 3-293-00302-8
Fünf Bergbewohner fliehen vor Missernte, Hunger und Aussichtslosigkeit in die Çukurova-Ebene, um dort als Taglöhner Arbeit zu finden. Doch ausser brennender Hitze, unendlichem Staub und abweisenden Menschen finden die Männer nichts. Die wirtschaftliche Veränderung in der ihnen von früheren Aufenthalten vertrauten Ebene macht all ihre Hoffnung zunichte. Denn in den Dörfern haben Traktoren, Mähdrescher und Jeeps Einzug gehalten. Die Landbesitzer sind kaum mehr auf Arbeitskräfte angewiesen. Selbst die Ochsen wurden den Maschinen geopfert. Aber auch menschliche Nähe und Hilfsbereitschaft werden durch die neuen Verhältnisse beseitigt. „Die Çukurova ist gottlos geworden, in der Çukurova ist keine Menschlichkeit mehr.“
Als elende Gestalten, denen trotz allem noch ein Funke Hoffnung bleibt, ziehen die fünf Männer von einem Dorf zum anderen, bis eine Frau sie auf den Granatapfelbaum hinweist, der den kranken Yussuf von seinem Sumpffieber heilen, dem kleinen Mechmed einen gerechten Lohn verschaffen und allen bezahlte Arbeit bieten kann. So machen sich die Fünf auf die Suche nach diesem mythischen Baum. Aber wo ist er zu finden?
In seiner knappen und dichten Sprache erzählt Yaşar Kemal von den Umwälzungen nach dem 2. Weltkrieg und den verheerenden Folgen für die ländliche Bevölkerung. Trotzdem liest sich die Novelle leicht und eignet sich auch als Mitbringsel bei einem Besuch.
Michael Schwarz
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