Die Leseperle von Regula Renschler, Entwicklungsexpertin und Gründerin des arbeitskreises tourismus & entwicklung
Wenige Tage nachdem sich in Haiti am 12. Januar 2010 das Erdbeben ereignete, das fast einer Viertel Million Menschen das Leben kostete und Millionen um Gesundheit, Hab und Gut brachte, begann die haitianische Schriftstellerin Yanick Lahens auf Zetteln Notizen zu machen über das, was um sie herum geschah. Daraus ist ein Buch entstanden mit einer Chronik der Ereignisse in den darauf folgenden Monaten, sowie kritischen Reflexionen: Warum trifft es immer wieder Haiti? Wem nützt die internationale Hilfe? Warum ist Haiti zweihundert Jahre nach der Unabhängigkeit immer noch so arm? Könnte das verheerende Erdbeben auch eine Chance sein für das gebeutelte Land? Eindrücklich schildert die Autorin das Elend der Betroffenen, aber auch die spontane Solidarität der Bewohner und ihre eigenen widersprüchlichen Gefühle als Intellektuelle. Die schönsten Passagen sind eine Hommage an Port au Prince, einer Stadt, „in der nachts die Bäume und die Götter wachten.“

Yanick Lahens: Und plötzlich tut sich der Boden auf. Rotpunktverlag, Zürich 2011, 160 Seiten, 27.00 CHF, 18.50 Euro, ISBN 978- 38-58694-39-3