Zakes Mda: Die Madonna von Excelsior. Roman
(The Madonna of Excelsior. Aus dem Englischen von Peter Torberg)
Unionsverlag, Zürich 2005.
315 Seiten, Fr. 34.90
ISBN 3-293-00348-6
In den Sonnenblumenfeldern
Zakes Mda, 1948 in Südafrika geboren, ist ein vielseitiger Autor. Er beschäftigt sich neben der Literatur auch mit Theater, Film und Malerei. Sein Vater war ein Aktivist des Widerstands gegen das Apartheidregime und musste mit seiner Familie ins Exil nach Lesotho. Diese Erfahrungen spielen in Mdas Werk eine wichtige Rolle. So hat er viele Theaterstücke verfasst, die sich mit dem Verrat der Ideale des Widerstands in der neuen Regierung beschäftigen. Auch im vorliegenden Roman spielt diese Thematik eine Rolle.
Im burischen Freistaat liegt das Städtchen Excelsior. In den siebziger Jahren herrscht strenge Rassentrennung. Die weissen Notabeln und Farmer gehen ihren Geschäften nach und sind sonntags treue Kirchgänger. Doch im Geheimen spielt sich Ungeheuerliches ab. In den Sonnenblu-menfeldern und in der Scheune eines Farmers vergnügen sich die weissen Herren mit den jungen schwarzen Schönen. Darunter ist auch Niki. Nicht nur Opfer, nimmt sie Rache an ihrer sie demü-tigenden weissen Arbeitgeberin, indem sie mit deren Ehemann ein Verhältnis eingeht. Nicht lange, und im Ort kommen mehrere hellhäutige, glatthaarige Kinder zur Welt. Der Skandal fliegt auf. Die Aufsehen erregende Anklage gegen die jungen Mütter und einige weisse Männer wird aber niedergeschlagen. Nikis Tochter Popi wächst als Aussenseiterin heran: Von den Schwarzen wird sie als Buschmann verspottet, von den Weissen als Farbige verachtet. Wie ihr schwarzer Halbbruder schliesst sie sich dem Widerstand an. Nach der Aufhebung der Apartheid arrangieren sich die Buren mit der neuen Situation oder verharren in glühendem Nationalismus. Unter den neu gewählten Schwarzen macht sich bald Korruption und Vetternwirtschaft breit. Nur Popi geht starrköpfig ihren eigenen Weg.
Eindrücklich schildert Mda eine für Südafrika wichtige Episode und die tiefgreifenden Veränderungen der südafrikanischen – sowohl der weissen, mehr aber noch der schwarzen – Gesellschaft. Bilder des Malers Frans Claerhout (Trinity im Roman) vom Leben im burischen Freistaat oder von seinen Madonnenbildern nehmen im Roman einen wichtigen Platz ein. Auch wenn Niki mit ihrer Tochter nackt Modell gesessen ist, wird nicht ganz klar, welches die Funktion dieser Bildbeschreibungen sein soll. Schade auch, dass die Entwicklung der Hauptfigur Niki, im Gegensatz zu derjenigen ihrer Tochter Popi und ihres schwarzen Sohnes Viliki, nur erahnt werden kann.
Elke Müller
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