Am 7. Februar 2014 beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Es ist zugleich die Markterschliessung des Wintersports an der subtropischen Schwarzmeerküste. Und der Höhepunkt der Verhöhnung der Demokratie – unter den Augen der Weltgemeinschaft.
Die Wettkämpfe könnten auch in den Alpen stattfinden: Salzburg war damals mit seiner Kandidatur beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) durchgefallen. War es, weil die Stadt in Österreich mit dem kleinsten Budget aller Kandidierenden angetreten war? Über die Entscheidungskriterien kann man nur spekulieren – wie über vieles im Zusammenhang mit dem IOC. Auch die Stimmberechtigten von Graubünden/CH und Bayern/D erteilten den Winterspielen 2022 eine Absage. "Too much democracy", kommentierte der Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, Pat Cortina. Soviel zu "Fairness im Sport".

Knebelungsverträge des IOC

Mit den geltenden Reglementen und Vertragsbedingungen des IOC ist es nicht mehr verantwortbar, Olympische Winterspiele in den Alpen durchzuführen. Intransparent und undemokratisch ist dessen Vorgehen. Das IOC raubt den Gemeinden mit seinen Host-City-Verträgen jegliche Selbstbestimmung. Es gibt keine verbindlichen Zusagen des IOC, dass an den Entscheidungsgrundlagen, die einer Volksabstimmung zu Grunde liegen, nichts mehr geändert wird. Zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit finden sich im über 60-seitigen Host-City-Vertrag nur acht Zeilen.

Klimawandel wird negiert

Die Auswirkungen des Klimawandels wurden bisher bei keiner Bewerbung berücksichtigt. Die Verantwortlichen, IOC- oder Funktionäre der Bewerberorte, sehen über die Tatsache hinweg, dass die Temperaturen weiter steigen werden. Will man noch halbwegs Schneesicherheit garantieren, ist zwingend Kunstschnee aus immer leistungsstärkeren Anlagen notwendig. Mehr Eingriffe in die Landschaft, mehr Energie- und Wasserverbrauch sind die Folgen.

Wer muss sich anpassen?

In einer ehrlichen Kosten-Nutzen-Rechnung fallen Olympische Spiele aus Sicht der Steuerzahlenden klar durch. Keine einzige Studie kann nachweisen, dass die Spiele eine andauernde positive Wirtschaftsentwicklung bewirkten. Im Gegenteil: Die Erfahrungen zeigen, dass Olympische Spiele eher ein Strohfeuer sind. Olympia setzt mit dem Wintersport auf den falschen Markt und privilegiert werbetechnisch einseitig bereits bekannte Destinationen. Den peripheren Regionen bleiben die Schulden und Ruinen. So erging es zum Beispiel den italienischen Tälern Susa und Chisone nach "Torino 2006".
Die Aufblähung der Spiele mit immer mehr Wettbewerben zeigt, dass die Gebirgsregionen in den Alpen mit der Ausrichtung der Spiele überfordert wären – mit fatalen Folgen. In der Bewerbung für "München 2018" wurden Grundeigentümer unter Druck gesetzt, damit sie ihre Grundstücke zur Verfügung stellen.
Es gibt zwei Wege: Entweder passt sich Olympia an die Verhältnisse vor Ort und die Bedürfnisse der BewohnerInnen an. Oder wir passen uns an olympische Verhältnisse an – und scheren uns nicht um Fairness und Demokratie, ganz nach dem Beispiel des einstigen deutschen Skirennläufer Markus Wasmeier: "Was die politische Situation [in Sotschi] angeht: Auch in Peking wurden viele Menschen enteignet. Das ist nicht schön, aber so ist es. Während der Spiele wird man davon aber nichts merken."


Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit nationalen Vertretungen in den Alpenländern, die über 100 Verbände und Organisationen aus sieben Alpenstaaten vertritt. Sie arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen und setzt sich für die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitener Probleme im Alpenraum ein.