77,3% Nein zum CO2-Gesetz in Adelboden, 52,3% Nein in Bellinzona, 55,1% Nein in St. Moritz, 55,7% Nein in Zermatt und in der Schweiz: 51,6% Nein zum Bundesgesetz über die Verminderung von Treibhausgasemissionen. “In Sachen Nachhaltigkeit zeigt die kleine Schweiz ihre Statur und ist oft führend”, verkündet hingegen Schweiz Tourismus. Na ja. Vielleicht nimmt man das Finninnen und Isländern doch eher ab. Nach solchen Abstimmungswochenenden bleibt an der Schweiz der Ruf kleben, stets auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein. Das assoziiert man gewöhnlich nicht mit Nachhaltigkeit. Die Imagekorrekturen wird teuer. Derart teuer, dass es die Berner Oberländerin und den Engadiner schmerzen wird.  

“Wird nach der Pandemie das Reisen nachhaltiger, vernünftiger?”, wurde fairunterwegs im letzten Jahr oft gefragt. "Kommt auf das Menschenbild drauf an”, lautete die Antwort. Optimistinnen hoffen darauf; Pessimistinnen zweifeln an der Lernfähigkeit des Menschen. Die Abstimmungsresultate und der Ansturm ans Meer geben den Pessimistinnen recht. Das bedauern die Schwarzseherinnen am meisten und vermiesen den andern die Freude am erjagten Schnäppchen: Wer jetzt für 549 Euro ins 5-Stern-Hotel nach Kreta fliegt, dem präsentiert der Planet noch zu Lebzeiten eine gesalzene Rechnung. Wenn zum Beispiel Milliarden von Steuergeldern für den Schutz der Traumstrände und der Bergsträsschen, fürs Kühlen der Städte und fürs Aufforsten der Wälder investiert werden müssen. Dass die meisten die im CO2 -Gesetz verankerte Klimaabgabe zurückerhalten hätten (es war eben eine Lenkungsabgabe und keine Steuer), ist denselben entgangen. So günstig wirds nimmermehr – man ist kein Pessimist mit dieser Prophezeiung.

Wenn die, die sagen, freiwillige Massnahmen würden reichen, ihre Flüge kompensierten, sähe es um unsere Klimazukunft eine Spur besser aus. Wahrscheinlich tun sie es nicht: Gemäss einer Umfrage von Allianz Partners (2019) leisten sich nur 4 Prozent der Befragten diesen “Luxus”. Locker verdoppeln würde sich diese Zahl, wenn man beim Flug- oder Reisebuchen unter dem Stichwort “Klimakompensation” nicht ein Häkchen bei “Ja” machen müsste, sondern bei “Nein”. Dieses Umdrehen ist keine aufwendige Angelegenheit – weder für Fluggesellschaften noch für Reiseveranstalter. Aber es wäre ein kleiner Schritt in die Richtung, von der alle behaupten, sie gehen zu wollen.