Ohne den unermüdlichen Einsatz von Gertrud Kurz (1890–1972) ist die Gründung des cfd nicht denkbar. Als "Mutter" erlebte sie viele Flüchtlinge, die im 2. Weltkrieg und in den Anfangsjahren des Kalten Kriegs in der Schweiz Asyl suchten. Zu Beginn der 1930er-Jahre hatte sich die im evangelischen Milieu verankerte Hausfrau und Mutter für die "Kreuzritterbewegung" begeistert, die nach dem 1. Weltkrieg im Geiste christlicher Völkerversöhnung von einem französischen Offizier initiiert worden war. 1937 avancierte sie zur zentralen Figur dieser Bewegung.
Im Gefolge des nationalsozialistischen November-Progroms von 1938 organisierte sie noch im selben Jahr in Bern eine Weihnachtsfeier, zu der auch Flüchtlinge eingeladen waren: das Gründungsereignis des cfd. Aus diesem Treffen heraus entwickelte sich die "Flüchtlingshilfe der Kreuzritter", die 1941 an die Schweizerische Zentralstelle für Flüchtlingshilfe angeschlossen wurde. Als Anlaufstelle fungierte die Wohnung der Familie Kurz. Hier leisteten Freiwillige materielle Hilfe.
Gertrud Kurz übernahm die Öffentlichkeitsarbeit und intervenierte bei Behörden und Politikern, um Ausweisungen zu verhindern und Grenzöffnungen zu ermöglichen, ohne aber die repressive Flüchtlingspolitik zu kritisieren oder aktiv Widerstand zu leisten.

Dem Gedanken des Friedens verpflichtet

Geprägt von der Frage nach der Verantwortung für die Gräuel des Krieges nannte sich die Bewegung 1947 um in "Christlicher Friedensdienst" (cfd). Sie zeigte sich über die Flüchtlingshilfe hinaus der Bekämpfung von Krieg, Rassismus, Kolonialismus und sozialer Ungerechtigkeit verpflichtet. So beteiligte sich der cfd in den 1950er-Jahren als Mitglied des Schweizerischen Friedensrates indirekt an dem heute als "Helvetas" bekannten Hilfswerk und trat der schweizerischen Auslandhilfe – heute "Swissaid" – bei.
Mitten im Kalten Krieg pflegte Getrud Kurz unter dem Stichwort "Brücken schlagen" Kontakte zu friedenspolitisch engagierten Christen im kommunistischen "Osten". Trotz der enthusiastischen Unterstützung von Israel verschloss sie sich und mit ihr der cfd nicht dem Elend der vertriebenen arabischen Bevölkerung. Die in den 1960er-Jahren vom cfd initiierten Bildungsprojekte in der damals noch jordanischen Westbank wurden auch nach der israelischen Besetzung 1967 weitergeführt.
Konfrontiert mit den blutigen Folgen des algerischen Befreiungskriegs kam es zu ersten Hilfsprojekten in Nordafrika. Diese Präsenz verfestigte der cfd nach 1976 mit Projekten in algerischen Flüchtlingslagern der Sahrauis. Auf die Apartheidpolitik im südlichen Afrika reagierte er mit einem anspruchsvollen Schul- und Bildungsprojekt im heutigen Zimbabwe, das 1988 in staatliche Verantwortung überging.
Bei der Einbindung in die eidgenössische Flüchtlingspolitik erfuhr der cfd aber auch die ungleiche Behandlung von Flüchtlingen. Je nach ihrer Herkunft standen die Grenzen weit offen oder blieben fast geschlossen. Erst nach Gertrud Kurz’ Tod bezog der cfd öffentlich Stellung gegen die sich zunehmend verschärfende Asyl- und Migrationspolitik.

Aktiv vernetzt mit der Friedens- und Frauenbewegung

Die Umwandlung des cfd in einen privaten Verein und der Umzug an die Falkenhöhe Anfang der 1970er-Jahre markierten den Auftakt zur Veränderung. Mit der rasch wachsenden Resonanz der Protestbewegung gegen atomare Aufrüstung und Militarisierung einerseits, der repressiven Rückweisung von Asylsuchenden anderseits, entwickelten sich die Hintergründe der Fluchtbewegungen und der Fremdenfeindlichkeit für den cfd zu Angelpunkten seiner gesellschaftspolitischen Positionierung.
Unter dem Begriff "strukturelle Gewalt" subsumierte er nun auch Formen der wirtschaftlichen Ausbeutung und des sozialen Ausschlusses. In den Auslandprojekten zeigte sich dies in einer wachsenden Kritik an der israelischen Siedlungspolitik und der Intensivierung der Kontakte mit der israelischen Friedensbewegung sowie mit palästinensischen Organisationen.
In der Flüchtlingshilfe kündete der cfd 1993 die nun als fragwürdig erachtete Zusammenarbeit mit den Behörden auf. Dagegen baute er die Zusammenarbeit mit migrations- und friedenspolitischen Bewegungen aus. Die Eröffnung der Koordinationsstelle für Tamilinnen und Tamilen in Bern, zusammen mit HEKS und Caritas, bezeugte die neue Ausrichtung.

Frauenstelle für Friedensarbeit

Nichts aber sollte die Entwicklung des cfd dermassen prägen, wie die zunehmende Auseinandersetzung mit feministischen Ansätzen zu Fragen der Gewalt. Die Eröffnung der "Frauenstelle für Friedensarbeit" im Zürcher Sekretariat 1980 signalisierte diesen Wechsel der Perspektive. Vehement wehrte sich der cfd gegen den geplanten Einbezug der Frauen in die schweizerische Gesamtverteidigung.
Mit dem Postulat zur Berücksichtigung frauenspezifischer Fluchtgründe nahm er Mitte der 1980er-Jahre eine pionierhafte Position in der Schweizer Flüchtlingspolitik ein. Mit regelmässigen Veranstaltungsreihen regte die Frauenstelle zur Reflexion feministischer Fragestellungen und Projektarbeiten an, speziell auch zum Verständnis der Feministischen Theologie als Befreiungstheologie. Nicht Abseitsstehen, sondern sich mit öffentlichem Einmischen Fragen der Macht stellen, war die Devise, die sie mit Teilen der neuen Frauenbewegung verband.
In den 1990er-Jahren erforderten der erste Irakkrieg, die Intifada und vor allem die Kriege in Gefolge des Auseinanderbrechens von Jugoslawien eine klare friedenspolitische Stellungnahme aus feministischer Perspektive. Die Frauenstelle war eine der federführenden Organisationen in der Schweiz, die Vergewaltigung von Frauen als Strategie und nationalistisches Argumentationsmuster zur Legitimierung von Krieg öffentlich verurteilten. Trotz der heftigen internen Diskussionen um die Legitimität des bewaffneten Widerstands, blieb der cfd bei seiner Kritik an militärischen Interventionen. Zugleich etablierte er in den betroffenen Ländern in Zusammenarbeit mit lokalen Gruppierungen psychosoziale Beratungsstellen und Hilfsprogramme für die von Gewalt betroffenen Frauen. Dabei entwickelten sich die Mitarbeiterinnen der Frauenstelle zu Expertinnen in feministischer Friedensarbeit, verknüpften dabei theoretische Konzepte und praktische Projektarbeit.
Mit den im Rahmen der Schweizer Beteiligung am NGO-Forum der Uno-Frauenkonferenz in Beijing 1995 formulierten Forderungen nach massivem Abbau der Militärausgaben, Geschlechterparität in den friedenspolitischen Gremien und Anerkennung frauenspezifischer Asylgründe prägte der cfd auch die NGO-Koordination Post-Beijing zur Umsetzung der Postulate der Uno-Konferenz entscheidend.

Frauenspezifisches Empowerment

Als einziges schweizerisches Hilfswerk verabschiedete der cfd ein feministisches Leitbild. Damit erhob er 1997 die Ausrichtung der vorangegangenen Jahre zum Grundprinzip seiner Tätigkeit. Seither sind die cfd-Führungspositionen in Frauenhand. Der cfd verstand seine Arbeit als kultur- und nationenübergreifend und bezog dennoch die Differenzen zwischen Frauen ein. Dieses Verständnis kam bereits seit Anfang der 1990er-Jahre in der konkreten Projektarbeit zum Empowerment von Migrantinnen zum Tragen: die Unterstützung des Treffpunkts Schwarzer Frauen in Zürich, das Weiterbildungsangebot FEMIA, die Wissenswerkstatt "wisdonna" in Bern, dessen gesundheits-, bildungs- und berufspezifisches Empowermentkonzept mit "wisniñas" auf junge Migrantinnen ausgeweitet wurde.
Mit dem 2003 lancierten Projekt "womanoeuvres" entwickelte der cfd die transnationale Zusammenarbeit im Bereich Empowerment weiter. Im Ausland konzentrierte er sich neu ausschliesslich auf Frauenprojekte im Mittelmeerraum. So wurde die Unterstützung von Bildungsprojekten für arabische Frauen in Palästina und Israel, aber auch von psychosozialen Beratungsstellen und Frauenrechtsorganisationen im nordafrikanischen Maghreb und im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien ausgebaut.
Die Kompetenzen des cfd in Sachen frauenspezifischer Friedensarbeit flossen in die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der DEZA und mit friedenspolitischen Organisationen ein. So hatte der cfd während sechs Jahren ein Beratungsmandat zu "Gender and Peacebuilding" von der DEZA. Der cfd gründete 2008 das Netzwerk WIDE Switzerland (Women in Development) mit und führt gemeinsam mit dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung IZFG der Universität Bern dessen Geschäftsstelle. In dieser Funktion thematisiert er die Geschlechterungleichheiten in der Care-Ökonomie.

Neue Kampagnen und neue Strukturen

Einen Markstein in Empowerment und Gewaltprävention legte der cfd mit der 2008 von ihm in der Schweiz lancierten Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen". Jährlich beteiligen sich über 40 Frauen-, Männer- und Friedensorganisationen, Gewerkschaften, Beratungsstellen und Kirchgemeinden mit einer Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen zu Gewalt in seinen verschiedensten, Frauen bedrohenden Facetten, von häuslicher Gewalt bis zu versteckten Formen struktureller Gewalt. Die Kampagne endet jeweils am 10. Dezember – dem Tag der Menschenrechte.
Seit der Jahrtausendwende vollzog der cfd weitere strukturelle Veränderungen, um den Ansprüchen der feministischen Zielsetzung und der Professionalisierung von NGOs zu entsprechen, aber ebenso um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Die Frauenstelle wurde 2007 in die Geschäftsstelle in Bern integriert, da ihre Ausrichtung für den cfd als Ganzes galt. Ein neues Lohnmodell brachte 2011 den Abschied vom einheitlichen Grundlohn. Die Zielsetzung des cfd als einer feministischen Friedensorganisation gilt nach wie vor, die Verbindung von Praxis, konzeptionellem Denken und politischem Handeln im Zeichen von Gleichheit und Gerechtigkeit zum Vermächtnis für die Zukunft.