Basel, 10.12.2010, akte/ Der Tourismus gilt als Jobmotor, der Arbeitsplätze schafft, Devisen bringt, die Armut mindern hilft und einen beitrag zum Frieden leistet. Doch entgegen seinem Image untergräbt der Tourismus nicht selten die Rechte der Bevölkerung in den Urlaubsregionen – insbesondere die grundlegenden Rechte derjenigen, die kaum oder gar nicht am Tourismus teilhaben und von ihm profitieren, dafür aber unter seinen Auswirkungen zu leiden haben. Viele dieser Menschen leben in Entwicklungsländern. Oft werden die Auswirkungen des Tourismus durch Faktoren verstärkt, die der Reisebranche nicht unmittelbar zuzuordnen sind, von der sie aber profitiert. Dazu gehören ungleiche Machtverhältnisse, international wie auch auf lokaler Ebene in den touristischen Zielgebieten.
"Politischer Wille zur Einhaltung der Menschenrechte und zu einem kohärenten Interessenausgleich zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist auf allen Ebenen unabdingbar, damit künftige Generationen überall in Würde leben, Freizeit geniessen und reisen können", forderte 2002 die Arbeitsgemeinschaft für nachhaltige Tourismusentwicklung (DANTE) in ihrer "Roten Karte für den Tourismus" (arbeitskreis tourismus & entwicklung/FernWeh/Tourism Watch, 2002). Menschenrechtsverletzungen im Tourismus werden von Regierungen verantwortet und oft selbst von ihnen begangen; beispielsweise dann, wenn sie bestrebt sind, die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft um jeden Preis zu maximieren. Sie fördern den Ausverkauf von Land zur touristischen Erschließung und unterdrücken dabei den Widerstand der Betroffenen. Es sind aber auch private Akteure, wie Hotelunternehmen, die zu Verletzungen von Menschenrechten beitragen, indem sie z.B. Dorfgemeinschaften das Wasser abgraben. Es gibt immer wieder Gruppen und Individuen, die von der Ausbeutung anderer, schwächerer profitieren wollen. Auch Reisende selbst sind nicht selten – unbeabsichtigt und unwissentlich – Komplizen bei Ausbeutungsformen im Tourismus.
In der neuen Studie "Alles was Recht ist" wird aufgezeigt, wo und wie im Tourismus Menschenrechte verletzt werden – bürgerliche und politische, vor allem aber auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Der Menschenrechtsrahmen lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie wichtig es ist, Tourismuspolitik in Einklang mit dem übergeordneten Ziel der Wahrung und Stärkung der Menschenrechte zu bringen. Dazu gehören auch bessere rechtliche Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene. Die möglichen Auswirkungen tourismuspolitischer Entscheidungen und Handlungskonzepte auf die Menschenrechte müssen jeweils sorgfältig abgeschätzt und Rechenschaftspflicht bei der Umsetzung eingeführt werden. Die Menschenrechtskonventionen und -erklärungen stellen einen gemeinsamen Standard für Würde, Anstand und gegenseitigen Respekt dar. Die vollumfängliche Umsetzung der Menschenrechte ist Voraussetzung nachhaltiger Entwicklung.