Noch gilt für Subsahara-Afrika nicht, was in fast allen anderen Entwicklungsländern zu konstatieren ist: Die Rimessen der legal und illegal in die Industrieländer Ausgewanderten übertreffen inzwischen die Summe der als Entwicklungshilfe gespendeten Gelder und der ausländischen Investitionen in diese Wirtschaftskontexte. Während weltweit die messbaren Rimessen 40 Prozent höher sind als die genannten anderen Zuflüsse, machen sie aber in Afrika erst 9,3 Prozent des Bruttosozialproduktes aus, Hilfe dagegen 32,6 Prozent.

Dem subsaharischen Afrika strömten im 2006 bereits mindestens 39 Milliarden Dollar aus dieser Quelle zu, die wegen der teilweise informellen Transfermethoden nur schwer schätzbar ist. Möglicherweise sind emigrierte Afrikaner sogar die grosszügigsten Spender: In einer Umfrage der BBC gaben ein Grossteil der Afrikaner an, nicht nur für Eltern und Geschwister, sondern auch für entferntere Verwandte bis zu 50 Prozent ihrer Lohneinnahmen abzuzweigen. Sie sorgen erheblich für die Verbesserung der Armutsbilanz, ja sie retten wohl ganze Familien vor Hunger und totaler Verelendung in Kontexten wie Zimbabwe und Somalia, denn sie werden vor allem für die direkten Alltagsaufwendungen gebraucht: Medikamente, Nahrungsmittel und Schulgelder, aber auch Dünger, Saatgut und Transportkosten sind das Allernotwendigste, um die minimale Existenz aufrecht zu erhalten.

Auch wenn von diesen Geldern nur ein sehr kleiner Anteil in eigentliche Unternehmungen investiert wird, ist in anderen Kontinenten das staatliches Interesse erwacht, diese Verwendung zu fördern: Einige Provinzen in Mexiko vervierfachen jeden Dollar aus Rimessen, der in kommunale Infrastruktur investiert wird – in den Philippinen planen die Gemeinden die Investitionen ihrer Emigranten. Ähnliches ist auch von Mali, Niger und Benin bekannt. Mit der weltweiten Rezession droht nun aber auch diesem Zustrom eine Baisse. Bereits im 2008 konstatierte Mexiko einen Rückgang der Rimessen von 12 Prozent, abgesehen von einer starken Rückwanderung. In Afrika wird der Verlust hoffentlich nicht so gross sein, wie die 30 Prozent Rückgang, die ein Geschäft für Festtagsausgaben aus Rimessen in Kenia im Dezember 08 erlitt. Während die Rimessen zwischen 2006 und 2007 in Gesamtafrika um fast 50 Prozent wuchsen, wird mindestens ein Rückgang auf die Summen von 2006 erwartet. Dies dürfte vor allem im Zusammenhang mit der Preisexplosion bei den Nahrungsmitteln für Hunderttausende heissen, die Gürtel noch enger zu schnallen und –  die Kinder aus der Schule zu nehmen. Allerdings: Rimessen gelten im Vergleich zu Entwicklungshilfe (!) und Investitionen als die widerstandsfähigsten externen Einnahmen gerade der afrikanischen Staaten.

Der Beitrag erschien im afrika-bulletin Nr. 135, Okt/Nov. 2009, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.