Zum Weltkindertag: Viele Teenager arbeiten in gefährlichen Jobs – auch im Tourismus
Rund 168 Millionen Kinder arbeiten weltweit, immerhin 144 Millionen davon sind noch unter 15 Jahre alt. Dieser Zahl stehen global 75 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren gegenüber, die nach der Schule keinen Job finden, der ihnen den Lebensunterhalt sichert. Sie schlagen sich mit Jobs durch, die unterbezahlt sind, oft in unsicherem Arbeitsumfeld, ohne sozialen Schutz und zu schlechten Bedingungen. 2010 haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen auf einen Fahrplan zur Abschaffung der gefährlichen Kinderarbeit bis 2016 geeinigt. Tatsächlich ist die Anzahl der Kinder bis 14 Jahren, die in Jobs malochen, die sie nachhaltig an Körper und Seele schädigen, zurückgegangen, nicht aber die der Teenager zwischen 15 und 17 Jahren. Gerade im Tourismus laufen sie besonders Gefahr, dass ihnen zum Beispiel durch lange Arbeitsstunden, giftige Reinigungsmittel, sexuell übertragbare Krankheiten und ein zerstörtes Selbstbewusstsein ihre Zukunft nachhaltig verbaut wird.
Konnte Hänschen nichts lernen, hat Hans auch kaum Chancen mehr
Dieses Jahr hat die IPEC, das Programm der Internationalen Arbeitsorganisation zur Abschaffung der Kinderarbeit, den zweiten einer ganzen Reihe von Zwischenberichten verfasst, die helfen sollen, gezielte Aktionen gegen Kinderarbeit zu unternehmen. Er gibt einen Überblick über die Forschung der IPEC sowie des Programms Understanding Children’s Work, einer gemeinsamen Initiative von IAO, UNICEF und der Weltbank. Während der erste Bericht vor zwei Jahren den Zusammenhang von Kinderarbeit und sozialem Schutz im Fokus hatte, beleuchtet der aktuelle das Zusammenspiel zwischen Kinderarbeit und der Anstellung von Jugendlichen. Er zeigt ganz klar in einer Zusammenstellung von Daten aus 12 Ländern, dass Kinder, die arbeiten müssen, später viel eher in unbezahlten Familienjobs oder in schlechtbezahlten Jobs zu schlechten Bedingungen arbeiten. Und er empfiehlt eine kohärente Strategie, die auf Zugang zu Bildung für Kinder setzt und ein ökonomisches Umfeld fördert, das Jugendlichen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bietet.
Tourismus – ein gefährliches Arbeitsfeld für Kinder
Leider liefert dieser aktuelle Bericht keine neuen Zahlen zur Kinderarbeit im Tourismus, sondern stellt lediglich fest, dass rund ein Viertel der arbeitenden Kinder im Dienstleistungssektor tätig ist. Die letzten Zahlen, die den Anteil der im Tourismus angestellten Kinder auf 13-18 Millionen beziehungsweise 10-15% aller im Tourismus Angstellten beziffern, stammen noch aus den Neunzigerjahren. Die damalige Schätzung berücksichtigte allerdings die hohe Anzahl der Kinder im informellen Sektor nicht mit. Klar macht aber auch der aktuelle Report, dass die Arbeiten, die Kinder im Tourismus verrichten, sehr oft zu den gefährlichen gehören. Der fehlende soziale Schutz, die langen Stunden, der Umgang mit gesundheitsgefährdenden Substanzen wie Reinigungsmittel fordern ihren Tribut. Das internationale Zentrum für Verantwortlichen Tourismus (ICRT) hat vor zwei Jahren zehn Handlungsansätze für Reiseveranstalter gegen Kinderarbeit sowie eine Reihe von Leistungsindikatoren zusammengestellt.
Beim 8. globalen Nachhaltigkeitsziel geht es auch um Kinderarbeit
Für die AutorInnen des IPEC Zwischenberichts steht fest: Das globale Nachhaltigkeitsziel Nummer acht – menschenwürdige Arbeit für alle (Männer, Frauen, Jugendliche, Menschen mit Behinderung) und gleicher Lohn für gleiche Arbeit – ist nur erreichbar, wenn die Kinderarbeit von den Ursachen her bekämpft und die Chancen für Jugendliche rasch substantiell verbessert werden.