Im Vorfeld der Weltklimakonferenz COP 15 in Kopen­hagen kündigt die ICAO eine internationale Initiative zur Entwicklung von Agrotreibstoffen für den Flugver­kehr an. Von der Industrie werden hierbei vor allem die „Agrotreibstoffe der 3. Generation, produziert etwa aus Algen oder Jatropha (Purgiernuss), als eine langfristige Problemlösung angepriesen. So wird am Beispiel der Jatropha-Pflanze argumentiert, dass diese auch auf sehr trockenen Böden angebaut werden kann und deshalb nicht in direkten Konflikt mit der Lebens­mittelproduktion gerät.
Kritiker verweisen allerdings darauf, dass Agrotreibstoffe – sollten diese jemals für den Flugverkehr ge­eignet sein – nicht vor 2020 in großen Mengen zur Verfügung stehen werden und deren Beimengung lediglich eine Emissionsreduktion von 5 Prozent bis zum Jahr 2025 erzielen könne. Wenngleich der Anbau der Jatropha-Pflanze zur Kraftstoffgewinnung unter bestimmten Voraussetzungen in einer Subsistenzwirtschaft sinnvoll sein kann, warnen Experten vor einer grossflächigen Kultivierung für den Export. Um zum Beispiel den Energiebedarf des weltweiten Flugverkehrs aus dem Jahr 2005 mit Agrotreib­stoffen aus Jatropha abzudecken, wäre eine Anbaufläche von 1 Million Quadratkilometer nötig – was der Grösse von Deutschland, Frankreich, Holland und Belgien zusammen entspricht. Dieser Flächenbedarf würde sich in den nächsten 15 Jahren noch verdoppeln, was angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums zu Landkonflikten und Ernährungsenpässen führen könnte. Trotz der bescheidenen Anforderungen der Jatropha-Pflanze erhöht sich nämlich ihr Ertrag mit erhöhter Wasserzufuhr wesentlich, und würde deshalb auch von LandwirtInnen auf Ackerland angebaut werden, sobald sich damit ein höherer Ver­kaufspreis als mit Nahrungsmitteln erzielen lässt.
respect – Institut für integrativen Tourismus und Entwicklung, Naturfreunde Internationale und Tourism Watch / EED (Hrsg.): TOURISMUSENTWICKLUNG IM KLIMAWANDEL Hintergründe und Perspektiven zur Rolle des Tourismus in der internationalen Klimapolitik. Wien 2010, Text und Redaktion: Andreas Zotz.