Im Anschluss an die fairunterwegs-Mitgliederversammlung am 29. April im Quartierzentrum der Bäckeranlage in Zürich fand der fairunterwegs-Talk «Reisen zum Glück oder bis zu den planetaren Grenzen?» statt. Es diskutierten Glücksforscher und Professor für Volkswirtschaftslehre Mathias Binswanger, Saskia Weber, die Nachhaltigkeitsverantwortliche von interhome und Leonard Creutzburg, Co-Leiter One Planet Lab darüber, wie ein Tourismus aussieht, der sowohl der Lokalbevölkerung, den Reisenden und dem Planeten nachhaltiges Glück beschert.

«Es braucht attraktive Angebote»

Binswanger und Creutzburg hielten fest, dass die Zufriedenheit der Menschen ab einem gewissen Punkt nicht mehr ans Wirtschaftswachstum gekoppelt ist. Creutzburg sieht gar eine Korrelation zur wachsenden Beliebtheit von Flugreisen in der Schweiz: Ferien sollen der Unzufriedenheit entgegenwirken. Jedoch bezweifle er, dass häufige Ausflüge in ferne Destinationen die erhoffte Wirkung erzielen. Binswanger fasst dies treffend mit dem Satz zusammen: «Essen macht ja auch glücklich, aber natürlich nur wenn man zuvor hungrig ist.»

Anschliessend drehte sich die Diskussion um die Frage, wie ein sozial- und ökologisch verantwortlicher Tourismus konkret gefördert werden kann. Weber berichtet über die Lenkungsmöglichkeiten von Plattformen: Die Priorisierung (mitunter) nachhaltiger Angebote löse eine Dynamik zwischen Buchung und positiven Kommentaren aus, was zu einer grösseren Nachfrage nachhaltiger Ferienobjekten führe und so auch die Anbieter*innen dazu bewegen könne, in nachhaltigere Praktiken zu investieren.

Creutzburg sieht darüberhinaus staatliche Regulationen als unumgänglich an: Er macht das zentrale Umweltproblem der Branche klar beim Fliegen aus: «Bei diesem Punkt zeigt sich die Diskrepanz: die Politik will das 1,5-Grad-Ziel einhalten und gleichzeitig subventioniert man den Flughafen-Ausbau. Da beisst sich die Katze in den Schwanz.»
Binswanger glaubt indes nur bedingt an Regulationen als Steuermechanismen, da diese realpolitisch häufig nicht durchsetzbar seien: «Wir brauchen Alternativen, bei denen Nachhaltigkeit und die Attraktivität des Angebots Hand in Hand gehen.»

Die Talk-Gäste (v.l.n.r.): Leonard Creutzburg, Matthias Binswanger, Saskia WeberDie Talk-Gäste (v.l.n.r.): Leonard Creutzburg, Matthias Binswanger, Saskia Weber

Apéro und Community

Anschliessend an die Podiumsdiskussion haben Vertreter*innen aus der Schweizer-Tourismusbranche, fairunterwegs-Mitglieder und interessierte Privatpersonen an den Gesprächsstoff der Bühne in Einzelgesprächen angeknüpft. Bei einem Apéro in der Gartenwirtschaft des neuen Brot Bistrot & Bar und Bioweinen von delinat nutzte man die Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu erweitern.

fairunterwegs-Talk zum Nachhören

Den fairunterwegs-Talk haben wir aufegnommen und teilen ihn gerne mit unseren User*innen.