Basel, 25.03.2011, akte/ Wikipedia hat etwas Revolutionäres: Die Online-Enzyklopädie ist ein offenes Feld, auf dem das Konzept vom „geistigen Eigentum“ gelockert wurde. Alle Beiträge dürfen von Dritten verwendet werden. Der Denkprozess ist ebenso kollektiv: Alle dürfen mitschreiben, gegenseitig redigieren und über das Geschriebene diskutieren. So wächst kontinuierlich der Wissensschatz, an dem heute wohl kaum noch jemand vorbeikommt.
    Was sind die Stärken von Wikipedia? Wo liegen die Grenzen der Anwendung? Wie ergänzen sich die Wikipedia-Informationen sinnvoll mit den herkömmlichen Medien? Und wie zitiert man einen Wikipedia-Beitrag richtig? Nando Stöcklin, geboren 1975, ehemaliger Mitarbeiter des arbeitskreises tourismus & entwicklung, beschäftigt sich an der Pädagogischen Hochschule Bern intensiv mit der Thematik, wie Schulen sinnvoll mit Wikipedia umgehen können. Als langjähriger ehrenamtlicher Autor und Administrator in der deutschsprachigen Wikipedia kann er auf fundierte Erfahrungen mit der Online-Enzyklopädie zurückgreifen.
    In pädagogisch ansprechender Weise stellt Nando Stöcklin nützliche Informationen zur Anwendung des bislang weltweit grössten Universallexikons zusammen. Alltägliche Szenen einer Recherche in Familie, Schule oder Beruf dienen ihm als Ausgangspunkt für Betrachtungen zur Geschichte, zur Funktionsweise und zum sinnvollen Umgang mit diesem Medium – sei es zur Recherche, zur Bildersuche oder für Übersetzungen, sei es zur Beantwortung einfacher Fragen des öffentlichen Lebens oder auch nur zum Stöbern. Dabei räumt er auch mit Vorurteilen auf, etwa mit jenem, dass Wikipedia-Informationen fehlerhafter seien als andere: In einer Vergleichsstudie der Inhalte der deutschsprachigen Wikipedia mit jener der Brockhaus-Enzyklopädie schnitt Wikipedia bei der Kategorie Richtigkeit mit der Note 1,6 (bei Bestnote 1) ab, Brockhaus aber nur mit 2,3. 
    Grafiken, Statistiken und Beispiele untermauern die Informationen. Spannend ist etwa das Beispiel der Nachrichtenbeschaffung bei der Tsunami-Katastrophe 2004 im Indischen Ozean. Viele JournalistInnen waren im Weihnachtsurlaub, als die Katastrophe über die Anrainerländer ausbrach – der Informationsfluss über die Profis funktionierte nicht mehr. Ganz anders bei den Amateuren. Stöcklin zitiert dazu Technology-Review-Redakteur Tobias Hürter, der mitverfolgte, „…wie im Minutentakt neue Nachrichten in Einträge wie ‚Erdbeben im Indischen Ozean 2004’ integriert, abgeglichen, umstrukturiert und gestrafft wurden. Unter dem vorher kaum gepflegten Stichwort ‚Tsunami’ vertieften sich Wikipedia-Autoren in die Geophysik des Meeresbodens und rangen mit der Mechanik von Flachwasserwellen, Faktensammlungen verdichteten sich zusehends zu Lexikontext von solchem Gehalt, dass ihn auch Rechercheure etablierter Medien konsultierten.“
    "Wikipedia Clever nutzen" ist sowohl hilfreich für Bildungsleute und Fachkräfte, die das Medium beruflich nutzen als auchfür Lehrpersonen, Studierende, Bibliothekare, Journalistinnen oder Informationswissenschaftler.
    Nando Stöcklin: Wikipedia clever nutzen – in Schule und Beruf. Orell Füssli, Zürich 2010; 149 Seiten, CHF 26.80; 18.80 Euro, ISBN:9783280040652 ID24954614.html