Der Einfluss von All-Inclusive Hotels auf die Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte
Basel, 04.04.2014, akte/ In den letzten fünf Jahren ist der Anteil an Ferien-Pauschalangeboten in England um 25 Prozent gestiegen, insbesondere in Ferienregionen, die über Mittel- bis Langstreckenflüge erreicht werden, analysiert die britische Marktforschungsfirma Mintel. Gerade in Krisenzeiten wünschen viele UrlauberInnen garantierte Preise, Reiseveranstalter kontrollierte Endprodukte und Hotels noch mehr Effizienz und Planbarkeit des Gästeaufkommens.
Doch die aktuellste Studie der tourismuskritischen Organisation Tourism Concern in London wirft ein Schlaglicht auf die bittere Kehrseite solcher Rundum-Versorgungspakete: Am unteren Ende der Wertschöpfungskette verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für die Angestellten in Hotels und deren Zulieferbetrieben. Das liegt hauptsächlich am Preiskampf der Reiseveranstalter, für den sie ihre Macht nutzen, um Kosten – einschliesslich der Arbeitskosten – zu senken.
Unterstützt von der Internationalen Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Catering-, Tabak- und anverwandter Arbeitnehmerverbände (IUL) untersuchte Tourism Concern, wie sich Pauschalferien auf die Löhne, Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte in ausgewählten Destinationen auswirken, und verglich die Situation in Hotels mit und ohne Pauschalarrangements.
Die drei wichtigsten Ergebnisse
Die Angestellten aller Hotelarten sind schlecht bezahlt und arbeiten unter ungünstigen Bedingungen, angefangen bei den Arbeitszeiten, die ein Familienleben erschweren, über Stress bis zu Gesundheits- und Unfallgefährdung.
Mitarbeitende in All-Inclusive Hotels arbeiten unter noch schlechteren Bedingungen. Von den Interviewten stand ein grösserer Anteil unter Kurzzeitverträgen mit weniger Leistungen und grösserer Arbeitsplatzunsicherheit. Sie verbringen mehr Zeit mit Gästebetreuung, die sehr stressig sein kann. Sie erhalten weniger Trinkgeld, was ihren Gesamtlohn schmälert, und klagen über mehr unbezahlte Überzeit.
Seit der ersten Studie, die Tourism Concern vor zehn Jahren unter dem Titel "Labour standards, social responsibility and tourism" publizierte, gibt es ein paar Fortschritte zu verzeichnen. Dies auch aufgrund des Druck der Gewerkschaften, kollektiver Verhandlungen, eines breiteren gesellschaftlichen Dialogs und der Durchsetzung engsprechender Gesetze insbesondere in Barbados konnten Beispiele unternehmerischen Engagements gefunden werden, das sich positiv auf die Situation der Angstellten auswirkt und von den Befragten entsprechend geschätzt wird.