Basel, 07.07.2011, akte/ Kann über Tourismusförderung Armut bekämpft werden? Dem von der Tourismusbranche, der Welttourismusorganisation (UNWTO) und vielen Regierungen vertretenen Ansatz stehen zivilgesellschaftliche Gruppen und WissenschaftlerInnen kritisch gegenüber. Gerade zu Flores, der kleinen Insel in der Ostindonesischen See, die zur Kette der Kleinen Sunda-Inseln gehört, wurde eine ethnologische Langzeitstudie (Cole, S. 2008*) publiziert, welche aufzeigt, dass die Tourismusförderung die Armut der benachteiligten indigenen Bevölkerung keineswegs verbessert hat. Das lokale Machtgefüge und kulturelle Gründe, so die Autorin, schränkten den Bewegungsspielraum von Kleinunternehmen ein. Beamte ohne touristische Fachkenntnis fällten unglückliche Entscheide, Planer hätten die als "rückständig" abgestempelten Indigenen regelmässig übergangen, das autoritäre System lasse nicht zu, dass Entscheide der Regierung infrage gestellt würden. Immer noch wirke die "New Order"-Regierung des 1998 gestürzten Diktators Suharto nach. Sie sei verantwortlich für die Behinderung einer breiten Beteiligung, für die Herabsetzung der Dorfbewohner, für eine von Angst und mangelndem Selbstbewusstsein geprägte Lokalbevölkerung. 

Es geht auch anders: partizipative Tourismusförderung

Dass es auch anders geht, will die Schweizerische Stiftung für technische Zusammenarbeit Swisscontact, unterstützt vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), mit einem ambitionierten Pilotprojekt zeigen. Mit Interventionen auf mehreren Ebenen soll ein Tourismus in West-Flores gefördert werden, der die natürliche Schönheit der Region bewahrt und der Bevölkerung die Möglichkeit bietet, ihr Leben aus eigener Kraft zu verbessern. Ziel ist es, 400 zusätzliche Arbeitsplätze im Empfang von Reisenden zu schaffen. Touristische Kleinunternehmen erhalten wirtschaftliche Beratung und Weiterbildung, an der lokalen Tourismusschule werden Lehrerfortbildungen angeboten, gemeinsam mit einem Bergdorf wurde ein Trekking- Angebot ausgearbeitet, das bis heute bereits 35 Teilzeitstellen für Führer, Träger und Köche geschaffen hat. Um mehr Reisende anzuziehen, unterstützt das Projekt die lokalen Tourismusunternehmen im Marketing. Diese bewerben ihre Destination nun gemeinsam unter dem Namen West Flores Komodo. Sie haben eine Website und diverse Werbematerialien geschaffen und schicken Vertreter auf Tourismusmessen.

Flores: A Glimpse of the People & Culture

Ende Juli sind zur Bewerbung von West Flores Komodo gleich zwei Publikationen erschienen. "Flores: A Glimpse of the People & Culture" (Flores: Ein Blick auf die Bevölkerung und ihre Kultur) nimmt seine LeserInnen mit auf eine Reise durch vielseitige Landschaften und eine faszinierende Natur und stellt ihnen die Geschichte der Insel und ihre verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit ihren Kulturen, Religionen und Traditionen vor. Ergänzt ist der Reiseführer mit nützlichen Informationen, Angaben zu Unterkünften und Restaurants, Hinweisen zu Sitten, Bräuchen, Benimmregeln für Reisende, praktischen Detailplänen und Übersichtskarten.

Flores: Diving around Komodo

Mit "Flores: Diving around Komodo" (Flores: Tauchen um Komodo) machen die örtlichen Tauchveranstalter und Tourismusunternehmen auf die Schönheit der Meeresflora und -fauna von Komodo aufmerksam. Gleichzeitig bekennen sie sich zum Schutz dieses einmaligen, aber empfindlichen Gebiets und seiner Artenvielfalt. Das mit faszinierenden Unterwasseraufnahmen bebilderte Taschenbuch liefert zunächst allgemeine Hinweise zu Anreise, Unterkunft und Bevölkerung und zum Tauchen in Komodo und stellt dann ausgewählte Tauchgründe, -ausflüge und -safaris vor. Es enthält nützliche Informationen zu den örtlichen Strömungsverhältnissen und zur Sicherheit und zeigt auf, wie die TaucherInnen ihr Unterwassererlebnis geniessen und durch einen respektvollen Umgang mit der Natur zum Schutz des Komodo-Nationalparks beitragen können, der zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. "Flores: Diving around Komodo" enthält auch Vorschläge für See- und Flusskajakfahrten, Reitausflüge, Wanderungen von der einstündigen Route bis hin zur zweitägigen Trekkingtour und Exkursionen zu landschaftlichen Highlights wie Höhlen, Canyons, Wasserfällen und Kraterseen. Zudem geht es auf das gemeindebasierte Tourismusangebot von zwei traditionellen, ländlichen Dörfern ein, das die örtlichen Familien begünstigen soll.
Die Publikationen wurden von WISATA herausgegeben, dem gemeinsamen regionalen Tourismusentwicklungsprojekt des indonesischen Ministeriums für Kultur und Tourismus und des schweizerischen Staatssekretatiats für Wirtschaft SECO. Das Projekt wird von Swisscontact, der Entwicklungsorganisation der Schweizer Wirtschaft, umgesetzt und bezweckt die Förderung eines nachhaltigen Tourismus, von dem möglichst die lokale Bevölkerung, das einheimische Gewerbe und die Provinz East Nusa Tenggara, zu der Flores gehört, profitieren sollen.
Christiane Moser, Flores: A Glimpse of the People & Culture, Swisscontact WISATA, Jl. Batur Sari 20SB, Sanur Kauh, Bali, Indonesien, Englisch, 134 Seiten , ISBN 978-3-9523834-0-7. Zu beziehen bei Swisscontact WISATA, newsletter@florestourism.com.
Stephanie Heighes, Flores: Diving around Komodo, Swisscontact WISATA, Jl. Batur Sari 20SB, Sanur Kauh, Bali, Indonesien, Englisch, 108 Seiten, ISBN 978-3-9523834-1-4. Zu beziehen bei Swisscontact WISATA, Email newsletter@florestourism.com.
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* Cole, S., Burns, Centre for Leisure, Tourism and Society, University of the West of England, UK: Living in Hope: Tourism and Poverty Alleviation in Flores? in: Burns, P.M. und Novelli, M.: Tourism Development. Growth, Myths and Inequalities (S. 272-303). CABI, Oxfordshire, UK 2008, 336 Seiten, £75.00 / $145.00 / €105.00; ISBN 978-184-5934-255