Nuria, Fabio und ihre Mutter Amparo treffen auf einer kleinen Insel inmitten des Amazonas ein, im Grenzgebiet von Brasilien, Kolumbien und Peru. Sie sind geflüchtet vor dem bewaffneten Konflikt in ihrer kolumbianischen Heimat, nachdem der Vater spurlos verschwunden ist. Eines Tages taucht er in ihrem neuen Zuhause wieder auf. Die Familie entdeckt, dass die ganze Insel von Geistern bevölkert ist. Beatriz Seigner hat eine bewegende Reflexion über das Entwurzeltsein der Flüchtlinge gestaltet.
Spielfilm von Beatriz Seigner. Brasilien, 89 Min.

Fantastischer Realismus

Mitten in der Nacht kommt Amparo auf dem Amazonas-Eiland mit dem schönen Namen "Isla de la Fantasia" an. Aus der Ferne können wir nur wenige Lichter ausmachen, die genauso gut Sterne sein könnten. Die Augen der Kinder Nuria und Fabio verleihen der Ankunft einen Hauch von Fantasie und Staunen. Die Insel wirkt arm, aber sie nimmt die eintreffenden Flüchtlinge mit Mitgefühl auf. Nuria stellt beim Kennenlernen ihres neuen Zuhauses fest, dass die BewohnerInnen nicht alleine sind. Es ist da noch eine andere Gemeinschaft, die ihrem Alltag nachgeht, ohne dass wir uns ihrer Anwesenheit bewusst wären – wie in einer Parallelwelt. Zu dieser Menschengruppe gehört der verschollene Vater der Kinder.

Los silencios ist zunächst eine naturalistische Betrachtung der Flüchtlingssituation in jener Region, in der Peru, Kolumbien und Brasilien aufeinandertreffen. Der Film leuchtet, wirkt sensibel und bewegend. Die junge Regisseurin Beatriz Seigner schafft es mit der Leichtigkeit des Thailänders Apichatpong Weerasethakul in Uncle Boonmee, dem Übernatürlichen etwas selbstverständlich Natürliches einzuhauchen. Sie schafft das im subtilen Spiel von Licht und Farben der Kamerafrau Sofia Oggioni, die es sogar wagt, es fluoreszieren zu lassen und der Emotion des Melodramas etwas Zärtliches zu verleihen. Die Filmemacherin will aber mehr als eine ästhetisch schöne, ausgewogene Arbeit. Sie bleibt nah an den Realitäten der Menschen, die in dieser Grenzregion leben. Es ist diese Mischung zwischen sozialem Realismus und fantastischem Traum, die Fernando Birri "magischen Realismus" genannt hat und der hier unterstützt wird von einem Soundtrack, in dem die Geräusche des Waldes und des Flusses allgegenwärtig sind, zu dem Akkorde von einheimischen Instrumenten hinzugefügt werden, die das Geheimnisvolle bereichern und die Poesie von allem hervorheben.

Im Kino

  • Aarau: 8. November 2019
  • Basel: ab 18. Juli 2019 
  • Bern: 6., 11. und 13. August 2019 
  • Frauenfeld: ab 22. August 2019 
  • Olten: im September 2019 
  • Solothurn: ab 11. August 2019 
  • St. Gallen: ab 18. Juli 2019 
  • Zuoz: 30. August und 27. September 2019 
  • Zürich: ab 25. Juli 2019