
«Nachhaltigkeit ist für uns kein Zusatz, sondern Leitprinzip»
Zwischen mittelalterlichen Mauern und dem sanften Rauschen des Rheins liegt die Jugendherberge Basel St. Alban: ein Ort, der Tradition und Moderne sowie Gastfreundschaft und Nachhaltigkeit auf besondere Weise verbindet. Tobias Wettstein, seit über fünfzehn Jahren Teil der Schweizer Jugendherbergen und heute Hostel Manager, hat viele Unterkünfte im In- und Ausland kennengelernt. Doch das Konzept hier überzeugt ihn immer wieder aufs Neue: «Nachhaltigkeit ist für uns kein Zusatz, sondern Leitprinzip – immer in Balance mit Komfort und Qualität.»

Gästevielfalt und Komfort ohne Abstriche
Ob Familien, Schulklassen, Kulturreisende oder Architekturliebhaber*innen: Die Jugendherberge zieht ein bunt gemischtes Publikum an. Das liegt an der besonderen Lage im historischen St. Alban-Quartier ebenso wie am vielfältigen Zimmerangebot. Vom gemütlichen Mehrbettzimmer bis zur privaten Familienunterkunft finden hier alle passende Bedingungen. Dabei gilt: Nachhaltigkeit bedeutet keineswegs Verzicht. Hochwertige Materialien, langlebige Produkte und eine klare Architektur sorgen für Komfort und schonen gleichzeitig Ressourcen.
Nachhaltigkeit im Alltag spürbar
Im Alltag zeigt sich der Nachhaltigkeitsansatz in vielen kleinen, aber wirksamen Details: wasser- und energiesparende Armaturen, bewusst eingesetzte Reinigungsmittel, nachfüllbare Seifenbehälter, faire Arbeitskleidung und sparsame Portionierung im Buffetbereich. Fleischgerichte stehen nicht im Zentrum, sondern ergänzen ein starkes vegetarisches und zunehmend veganes Angebot. «Wir spüren, dass sich die Erwartungen verändern», erzählt Wettstein. «Gerade Schulen reagieren positiv auf unser Konzept, auch wenn es manchmal Erklärungssarbeit braucht.»

Regional verankert – ökologisch und sozial
So oft wie möglich setzt das Haus auf regionale Produkte: Honig aus Baselland, Bier aus der Stadt, Gemüse von lokalen Händler*innen. Exotische Früchte gibt es kaum, stattdessen saisonale Alternativen mindestens aus Europa. Das verlangt Umdenken, auch bei Gästen und Mitarbeitenden. Gleichzeitig lebt das Team soziale Nachhaltigkeit: flache Hierarchien, langjährige Mitarbeitende, regelmässige Schulungen und gemeinsames Entwickeln neuer Ideen. «Wir finden immer Lösungen. Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn alle mitziehen», so Wettstein.

Bewährte Bauweise und starkes Netzwerk
Bereits beim Umbau vor rund 20 Jahren wurden Nachhaltigkeitsprinzipien fest verankert: viel Naturmaterial, möglichst roh belassen, langlebige Möbel und eine schlichte Einrichtung, die wenig Ressourcen bei Reinigung und Unterhalt benötigt. Doch die Jugendherberge Basel St. Alban profitiert nicht nur von ihrer eigenen Bauweise, sondern auch vom starken Dachverband: Als Teil des Vereins Schweizer Jugendherbergen ist sie in ein breites Netzwerk eingebunden, das laufend neue Impulse liefert: von nachhaltiger Beschaffung über innovative Produkte bis zu gemeinsamen Labels und Zertifizierungen. «Viele tolle Inputs kommen von der Gesamtorganisation», betont Wettstein. «Allein wäre es viel schwieriger, diese Entwicklungen voranzubringen.» Für Gäste bedeutet das: gelebte Nachhaltigkeit mit verbindlichen Standards, die trotzdem Raum für regionale Besonderheiten lassen.

Grenzen und Zukunftsperspektiven
Natürlich stösst auch eine Jugendherberge an Grenzen. Nicht alle Gäste sind bereit, auf bestimmte Annehmlichkeiten zu verzichten. Manche wünschen täglich frische Handtücher oder direkte Parkmöglichkeiten. «Da braucht es Fingerspitzengefühl», sagt Wettstein. «Wir suchen stets den Mittelweg zwischen ökologischen Zielen und Gästekomfort.»
Und die Zukunft? Ab Herbst wird das Gelände inkl. Terrasse rauchfrei. Zudem arbeitet das Team kontinuierlich daran, Foodwaste weiter zu reduzieren und subtile, aber wirkungsvolle Veränderungen umzusetzen. Besonders wichtig bleibt der Austausch innerhalb des Netzwerks: alle drei Jahre wird mit dem «ibex fairstay» -Barometer eine tiefgehende Analyse durchgeführt, die neue Impulse liefert.

Ein Vorbild für die Branche
Die Jugendherberge Basel St. Alban zeigt, dass Nachhaltigkeit und Gastfreundschaft keine Gegensätze sind. Im Gegenteil: Sie können sich gegenseitig verstärken, wenn sie von einem engagierten Team getragen und mit Augenmass umgesetzt werden. Für Tobias Wettstein ist klar: «Nachhaltigkeit ist ein weiter Begriff. Aber wenn wir ihn im Alltag konkret leben, profitieren alle – Gäste, Mitarbeitende und die Region.»