
Sozialverträglicher Tourismus im Trend
Laut einer neuen Studie von Booking.com legen Schweizer Tourist*innen zunehmend Wert auf die sozialen Auswirkungen ihres Reiseverhaltens. 65 % wünschen sich, dass ihr Geld direkt den lokalen Gemeinschaften zugutekommt, 68 % suchen gezielt nach authentischen, ortstypischen Erlebnissen. Über die Hälfte der Befragten (54 %) möchte Reiseziele in besserem Zustand verlassen, als sie sie bei der Ankunft vorgefunden haben. Dieses wachsende Bewusstsein zeigt sich deutlich im Outgoing-Tourismus – also beim Reisen ins Ausland.
Sozialverträglicher Tourismus – zuhause wie auch in der Ferne
Gleichzeitig wurde auch die Perspektive der Einheimischen beleuchtet, die touristischen Besuch in ihrer eigenen Region erleben – also im Incoming-Tourismus. Hier zeigen sich ambivalente Haltungen: 46 % der Schweizer*innen sehen den Tourismus in ihrer Heimat grundsätzlich positiv, doch viele beklagen zunehmende Herausforderungen. Genannt werden insbesondere Verkehrsüberlastung (30 %), Müll (29 %), grosse Menschenmengen (28 %) sowie steigende Lebenshaltungskosten (21 %). Trotz dieser Belastungen fordern nur 15 % eine Begrenzung der Gästezahlen. Stattdessen sprechen sich viele für gezielte Investitionen in Infrastruktur, Abfallmanagement und Umweltschutz aus – Massnahmen, die sowohl Einheimischen als auch Gästen zugutekämen.
Positives sichtbar machen
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der Wunsch nach einer Form von Tourismus, der respektvoll mit lokalen Gemeinschaften umgeht. Doch dieser Anspruch lässt sich im Reisealltag nur schwer umsetzen. Viele Reisende berichten von fehlender Transparenz über lokale Anbieter*innen, von eingeschränkten Wahlmöglichkeiten oder einem dominierenden Markt, der oft weiterhin massentouristische, wenig nachhaltige Angebote bevorzugt. Auch grosse Plattformen wie Booking.com, die diese Entwicklung mitprägen, tragen dabei eine Mitverantwortung – auch wenn sie, wie in der Studie betont wird, inzwischen Nachhaltigkeitskriterien sichtbarer machen wollen.
Die Ergebnisse zeigen: Ein Teil der Reisenden ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltiger zu handeln – sowohl ökologisch als auch sozial. Doch zwischen Anspruch und Realität liegt ein strukturelles Defizit, das nur mit klaren politischen Rahmenbedingungen, echten Investitionen in die Regionen und einer stärkeren Sichtbarkeit sozialverträglicher Angebote überwunden werden kann.