
Wie DASBREITEHOTEL in Basel Inklusion neu denkt
Im DASBREITEHOTEL in Basel läuft nicht alles schneller, aber bewusster. Hier arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Seite an Seite. Nicht als Ausnahme, sondern als Prinzip. Philipp Roggensinger, der Hoteldirektor, beschreibt Inklusion keineswegs als fertige Lösung. Für ihn ist es eine laufende Entwicklung: «Wir haben keine starre Definition. Inklusion muss individuell funktionieren, nicht ideologisch überhöht werden.» Inklusion wird demnach nicht als Ziel, dafür aber als Prozess verstanden, der jeden Tag neu gestaltet werden muss.
Philipp Roggensinger, Hoteldirektor DASBREITEHOTELEin Hotel als Antwort auf eine gesellschaftliche Lücke
Das Hotel entstand aus einer Elterninitiative, die sich fragte, wo ihre Kinder mit Behinderungen nach der Schule beruflich Fuss fassen könnten. Die Hotellerie bot sich an: strukturiert, vielfältig, nah am Menschen. Heute zählt das 2005 gegründete Hotel rund 60 Mitarbeitende, viele davon mit besonderem Unterstützungsbedarf. Sie alle tragen dazu bei, den Hotelbetrieb auf hohem Niveau zu führen. Seit 2010 ist es ein Unternehmen der Stiftung Weizenkorn.
«Wenn jemand Aufgaben übernimmt, die er oder sie sich zu Beginn nie zugetraut hätte, dann sind das die schönsten Momente», sagt Roggensinger. Die Arbeit sei dabei nicht nur ein Job, sondern oft ein Stück Selbstwirksamkeit und Identität.

Tourismus mit Haltung
Gäste erwartet ein hochwertiges Hotelerlebnis, das Plus an Menschlichkeit gibt es kostenlos mit dazu. Der inklusive Charakter des Hauses fällt oft erst auf den zweiten Blick auf. «Viele unserer Gäste merken es gar nicht und sind dann positiv überrascht, wenn sie davon erfahren», berichtet Roggensinger. Nur selten komme es zu Irritationen, manchmal aus kulturell geprägten Vorstellungen.
Für Roggensinger ist klar: Die Gesellschaft und damit die Vorstellung von Tourismus muss sich verändern. «Wir brauchen mehr Respekt, mehr Offenheit, mehr Mut zur Vielfalt. Menschen mit Einschränkungen leisten Grossartiges. Das erleben wir hier jeden Tag.»
Herausforderungen im Alltag
Die Umsetzung von Inklusion ist aber komplex. Zeitdruck, sprachliche Barrieren und der Mangel an Fachkräften mit pädagogischem Hintergrund erschweren den Betrieb. «Ein Koch muss bei uns beispielsweise nicht nur kochen, sondern auch anleiten und agogisch begleiten können. Solche Leute sind schwer zu finden», sagt Roggensinger. Gleichzeitig dürfen Mitarbeitende mit IV-Rente nur begrenzt dazuverdienen. Die finanzielle Motivation ist dadurch eingeschränkt. «Oft ist die Anerkennung der wichtigste Lohn», so der Direktor.

Dazu kommt ein gesellschaftliches Problem: Inklusion wird zwar häufig gefordert, aber selten mit Überzeugung umgesetzt. «Es fehlt nicht an Konzepten. Geduld, Ressourcen und der Wille, mit Menschen mit Beeinträchtigung tatsächlich auf Augenhöhe zu arbeiten, sind die Hauptprobleme», sagt Roggensinger. Der gesellschaftliche Druck zu Effizienz und Tempo stehe oft im Widerspruch zu einem inklusiven Arbeitsumfeld.
Nachhaltigkeit als Haltung
Dabei geht es dem DASREITEHOTEL nicht nur um soziale Verantwortung. Ein umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit gehöre gleichermassen dazu. «Nachhaltigkeit bedeutet für uns, mit Menschen und Ressourcen sorgfältig umzugehen. Es geht um langfristiges Denken, nicht um kurzfristige Effizienz», erklärt Roggensinger. Inklusion ist dabei kein Sonderthema, sondern Teil eines grösseren Ganzen.

Ein Modell mit Wirkung
DASBREITEHOTEL lebt Inklusion, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Der wirtschaftliche Druck sei spürbar, die gesellschaftliche Wirkung dennoch gross. «Wenn jemand mit Einschränkungen seine Ausbildung abschliesst oder trotz manchmal banalen Arbeiten gerne bei uns tätig ist, dann ist das unser Erfolg», sagt Roggensinger. «Wir sind vielleicht nicht schneller, aber dafür menschlicher.»
Ein Rat an andere
Wer ein inklusives Hotel aufbauen möchte, sollte laut Roggensinger nicht nur Konzepte planen, sondern Beziehungen aufbauen. «Man muss Lust haben, mit Menschen zu arbeiten und bereit sein, immer wieder umzudenken. Es braucht Strukturen, aber auch Flexibilität. Und ganz wichtig: ein gutes Team, das den Gedanken mitträgt.»
Jetzt entdecken: Die Stiftung Weizenkorn auf der fairunterwegs-Karte
Die Stiftung Weizenkorn ist auf der fairunterwegs-Karte mit zwei Bäckereien im Kleinbasel und im Dreispitz und dem DASBREITEHOTEL in der Breite präsent.












