
Flüge statt Züge
Im Rahmen eines Sparpakets schlägt der Bundesrat vor, ab 2027 die Subventionen für Nachtzüge vollständig zu streichen – obwohl das revidierte CO₂-Gesetz eigentlich bis zu 30 Millionen Franken jährlich für deren Förderung vorsieht. Das Parlament hat diesen Betrag bereits auf 10 Millionen Franken gekürzt. Kurios: Das eingesparte Geld kommt nicht dem Bundeshaushalt zugute, sondern wird für die Förderung von nachhaltigem Flugtreibstoff verwendet.
Der Grund: Die Finanzierung beider Bereiche – Nachtzüge und erneuerbare Flugtreibstoffe – erfolgt aus dem Emissionshandelssystem (EHS) der Fluggesellschaften. Dieses verpflichtet Airlines, Emissionsrechte für ihre CO₂-Emissionen im innereuropäischen Flugverkehr zu erwerben. Die Einnahmen daraus (prognostiziert: rund 44 Mio. CHF 2025, bis zu 70 Mio. in den Folgejahren) sollen laut Gesetz zur Förderung klimafreundlicher Mobilität verwendet werden – jedoch nur höchstens 30 Mio. für den grenzüberschreitenden Schienenverkehr.
Im Rahmen des «Sparpakets» sollen die 10 Mio. CHF (statt 30 Mio. CHF) auf 0 gestrichen werden. Das heisst, ab 2027 würden alle Mittel an die Luftfahrt fliessen – konkret in die Entwicklung und Förderung synthetischer Treibstoffe (SAF). Kritiker sehen darin eine absurde Umverteilung, zumal der Bund keine Sparwirkung erzielt, sondern lediglich die Gewichtung zwischen Bahn- und Flugförderung verschiebt. Und dabei die gesamten öffentlichen Gelder den Airlines zukommen lässt. In Kloten steht der Champagner kalt.
Carlos López de la Osa: Ohne Regulierung der Flugindustrie sind SAF keine Lösung
Im fairunterwegs-Interview mit Carlos López de la Osa von Transport & Environment wird deutlich, dass synthetische Treibstoffe zwar Teil einer Lösung zur Dekarbonisierung des Luftverkehrs sein können – aber keineswegs ausreichen, um die Klimakrise zu lösen. Vielmehr betont er die Notwendigkeit, das Wachstum des Flugverkehrs zu hinterfragen. Alternative, emissionsärmere Verkehrsmittel wie die Bahn würden da Abhilfe schaffen.
Vor diesem Hintergrund wirkt die aktuelle Schweizer Politik widersprüchlich: Einerseits wird der Ausbau nachhaltiger Flugkraftstoffe gefördert, andererseits wird gleichzeitig ein klimafreundliches Angebot wie der Nachtzug finanziell beschnitten. Das Beispiel illustriert genau jene Fehlentwicklung, vor der López de la Osa warnt: Der Fokus auf technische Innovation darf nicht davon ablenken, dass auch die Nachfrage nach Flugreisen begrenzt und Alternativen gestärkt werden müssen.