Ein Vogel, der Weisheit pickt…
(gn) „Indigene Völker“ ist der Sammelbegriff für die Ureinwohner aller Kontinente, zu denen heute 370 Millionen Menschen in 70 Ländern zählen, die insgesamt rund 5000 verschiedene Sprachen sprechen. Viele davon sind vom Verschwinden bedroht.
Im Kampf um die Erhaltung dieser Kulturen wollen sich die Akteure modernster Technologien bedienen: Anlässlich der Weltgipfel zur Informationsgesellschaft in Genf und Tunis, wurde eine International Indigenous ICT Task Force (IITF) gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die digitale Kluft, mit der viele indigene Gemeinschaften konfrontiert sind, zu überwinden.
Einen ersten sichtbaren Erfolg der IITF findet man unter www.indigenousportal.com auf dem Internet. Das Portal will mehr sein als bloss eine weitere Website: „Indigene Menschen sind ein wichtiger Teil der Informationsgesellschaft“, sagt Webmanager Teanau Tuiono. „Dieses Portal ist ein Ort, wo wir mit unseren eigenen Stimmen unsere Traditionen, Werte und die Geschichte miteinander teilen, wie auch unsere Bestrebungen für die Zukunft. Damit unterstützt das Portal die Arbeit der globalen Indigenen-Gemeinschaft.“
Erfahrungsaustausch ist für die indigenen Gemeinschaften so wichtig, weil sie bei allen kulturellen Unterschieden, immer wieder mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind wie zum Beispiel Armut, Landrechte oder Marginalisierung.
Teanau Tuiono ist Maori-Aktivist und hat in Neuseeland bereits verschiedene ICT-Projekte aufgebaut. Demnächst wird er für seine Arbeit am Indigenous Portal Unterstützung von acht weiteren Internet-Editoren aus den verschiedenen Weltregionen erhalten.
Stark dank Erfahrungsaustausch
„Das einmalige an diesem Projekt ist, dass es zu 100 Prozent von Indigenen gesteuert und betreut wird – damit könnte es zu einem Modell für weitere Projekte werden“, sagt Sari Miettinen von der Organisation Incomindios Schweiz, die das Internet-Portal gemeinsam mit den indigenen Interessensvertretern lanciert hat; finanziert wird das Ganze von der DEZA, welche für die ersten drei Jahre eine Unterstützung von 565’000 Franken gesprochen hat.
Noch steckt die Internetseite, die in Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch abgerufen werden kann, in den Anfängen: Die Links in alle Weltregionen sowie zu Webradios und Umfragen sind angelegt und warten auf Ausbau und Nutzung. „Wir werden neue und kreative Wege finden müssen, um die Menschen in den indigenen Gemeinschaften zu erreichen“, weiss Teanau Tuiono aus Erfahrung. „Noch stehen wir am Anfang unserer Reise.“
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Die Idee dahinter
„Wir haben hier in Aotearoa ein Sprichwort, das lautet: ‚Ko te manu e kai ana te miro nona te ngahere, Ko te manu e kai ana te matauranga nona te ao’ – Das heisst: Der Vogel, der die Beeren des Mirobaumes pickt ist im Wald daheim. Jener Vogel aber, der von der Weisheit pickt, ist auf der ganzen Welt zuhause. Indigene Gemeinschaften finden ihre Kraft in der Kommunikation und Erfahrungsaustausch, weil sie gemeinsame Probleme haben. Dies ist die Idee, die hinter diesem Portal steckt.“ Teanau Tuiono, Webmanager Indigenous Portal Neuseeland.
Links: www.indigenousportal.com; www.incomindios.ch
Aus: Eine Welt Nr. 1 / März 2008, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung