Für einen fairen Austausch mit Palästina – auch im Tourismus!
Anlässlich des Tages der internationalen Solidarität mit dem palästinensischen Volk vom 29. November stellen der arbeitskreis tourismus & entwicklung Basel, die Fachstelle OeME der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) Bonn eine neue Initiative für einen verantwortungsvollen Tourismus im Heiligen Land vor.
Basel, Bern, Bonn, 27.11.2008/ Die gute Nachricht kommt aus Bethlehem: Mitte November wurde mit einer feierlichen Zeremonie der Millionste Besucher der Geburtskirche im laufenden Jahr begrüsst. 2007 verzeichnete Bethlehem 500’000 Gäste, was bereits ein rapider Anstieg gegenüber den Vorjahren bedeutete. Nun erwartet Bethlehem allein über die kommenden Weihnachtsfeiertage 250’000 Pilgerreisende und TouristInnen. Der Tourismus, nach dem Ausbruch der zweiten palästinensischen Intifada im September 2000 weitgehend eingebrochen, boomt wieder. Ganz offensichtlich haben viele Interessierte am Heiligen Land – inklusive Palästina – ihren Besuch aufgeschoben und machen jetzt ihre Reisepläne wahr. Auch haben europäische Länder wie Deutschland, Frankreich oder Spanien ihre Reisewarnungen für das Westjordanland und Jerusalem gelockert. Allerdings kommen heute nur gerade 5 Prozent der Ausgaben der Reisenden ins Heilige Land Palästina zu gute; 95 Prozent fallen in Israel an, das sämtliche Zugänge zu Palästina kontrolliert und über die Reiserouten bestimmt.
Der Tourismus soll Palästina mehr bringen als bloss die Abgase, welche die israelischen Touristenbusse bei ihrer Stippvisite der Geburtskirche in Bethlehem hinterlassen. Tourismus kann Menschen unterschiedlicher Herkunft die Möglichkeit zur Begegnung, zum Austausch und zu einem besseren Verständnis der politischen und gesellschaftlichen Realitäten im Gastland bieten. Darauf setzt die Palästinensische Initiative für einen verantwortungsvollen Tourismus: "The Palestinian Initiative for Responsible Tourism" (PIRT) ist ein Netzwerk aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Behörden, Bildungsstätten sowie Tourismusunternehmen und -verbänden in Palästina. Sie haben eine gemeinsame Vision, die sie in einem Verhaltenskodex für einen gerechten und verantwortungsvollen Tourismus im Heiligen Land zum Ausdruck bringen. Darin wendet sich PIRT einerseits an die Reisenden und lädt sie ein, Palästina zu besuchen und sich Zeit für Begegnungen zu nehmen, um neue Einsichten und ein besseres Verständnis für die Situation der palästinensischen Bevölkerung zu gewinnen. Andererseits ruft PIRT die einheimischen Tourismusanbieter dazu auf, den Reisenden respektvoll zu begegnen, ihnen die vielfältige Kultur Palästinas zu erschliessen und zugleich ihre Verantwortung gegenüber der lokalen Gemeinschaft sowie der Umwelt wahrzunehmen. Tourismus soll als Chance für einen fairen und für beide Seiten gewinnbringenden Austausch genutzt werden und so das gegenwärtige Unrecht überwinden helfen.
Anstoss zum Verhaltenskodex gab eine von palästinensischen Organisationen initiierte Tagung im Herbst 2007, an der – trotz der eingeschränkten Bewegungsfreiheit – über 80 Interessierte aus verschiedenen Regionen Palästinas und auch Palästinenser aus Israel teilnahmen. Der Verhaltenskodex ist breit abgestützt – zu den Erstunterzeichnenden gehört auch das palästinensische Ministerium für Tourismus und Altertümer. Die Initianten laden zu Kommentaren ein, damit der Verhaltenskodex als lebendiges Dokument einen gemeinsamen Weg für eine faire und nachhaltige Entwicklung des Tourismus weisen kann.
Diese neue Initiative zum Tourismus im Heiligen Land wird am Tag der internationalen Solidarität mit dem palästinensischen Volk vom 29. November von Tourismus- und Solidaritätsorganisationen in verschiedenen europäischen Ländern der Öffentlichkeit vorgestellt. Im deutschsprachigen Raum haben drei Fachstellen den Aufruf ihrer Partner aus Palästina aufgenommen: Die Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME) der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, der arbeitskreis tourismus & entwicklung Basel und die Arbeitsstelle Tourism Watch des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) Bonn. Gemeinsam informieren sie über die neuen Aufbrüche für einen fairen Austausch im Heilig Land-Tourismus.
Sie richten sich an alle, die jetzt eine Reise ins Heilige Land planen. Über Reisende und Reisebranche hinaus gelangen sie an Kirchgemeinden, Behörden, Entwicklungsorganisationen und Solidaritätsgruppen. Fachlich unterstützt werden sie dabei von Regula Kaufmann, die während der letzten zwei Jahre beim Begegnungsreiseveranstalter "Alternative Tourism Group" in Palästina gearbeitet hat und dabei die Entstehung des neuen Verhaltenskodexes sowie der neuen Initiativen für Begegnungsreisen in Palästina direkt mitverfolgen konnte. Sie wird bis im Frühjahr 2009 Öffentlichkeitsarbeit leisten, auf spezifische Anfragen für Begegnungsreisen nach Palästina eingehen und an Veranstaltungen mitwirken. So etwa an der Informationsveranstaltung in Bern: Einladung zum Dreikönigstag – Unterwegs nach Bethlehem, 6. Januar 2009, 16 – 18 Uhr, Le Cap, Französische Kirche, Predigergasse 3, Bern.
Auf dem Reiseportal fairunterwegs.org hat der arbeitskreis tourismus & entwicklung eine spezifische Aktionsplattform eingerichtet. Da finden alle Interessierten den Verhaltenskodex der Palästinensischen Initiative für einen verantwortungsvollen Tourismus in der Vollversion mit der Liste der Erstunterzeichnenden. Ausserdem Hintergrundinformationen, Literatur- und Filmtipps, Veranstaltungshinweise und weiterführende Adressen und Links zu Anbietern von Begegnungsprogrammen mit PalästinenserInnen in Palästina und in Israel und zu Stellen hierzulande, die mit Palästina zusammenarbeiten. In einem neuen Blog berichten zudem Freiwillige von ihren Einsätzen zur Beobachtung der Menschenrechte in Palästina.
Weitere Informationen
und Kontakt zu Regula Kaufmann bei:
Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME)
Speichergasse 29
CH-3011 Bern
Tel +41 (0)31 313 10 10, oeme@refbejuso.ch
www.refbejuso.ch
sowie:
arbeitskreis tourismus & entwicklung
Missionsstrasse 21
CH-4003 Basel
Tel +41 (0)61 261 47 42, info@akte.ch
www.fairunterwegs.org
Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)
Arbeitsstelle Tourism Watch
Ulrich-von-Hassell-Strasse 76
D-53123 Bonn
Tel +49 (0)228 8101 23 02, tourism-watch@eed.de
www.tourism-watch.de, www.eed.de
Mailadresse für Feedbacks zum Verhaltenskodex: pirt@atg.ps.